The Next Generation

Auf dieses Datum hatte Steffen Rossberg, Abteilungsleiter Bildung und Personenzertifizierung, 15 Monate gewartet: Am 18. Mai konnte er seinen Hyundai Nexo in Empfang nehmen. Damit fährt er nun das erste Wasserstofffahrzeug im Fuhrpark der TÜV NORD GROUP.

Herr Rossberg, wie kam es zu der Entscheidung für ein Wasserstofffahrzeug?

Nach den immer wieder aufflammenden Diskussionen über mögliche Dieselfahrverbote in Großstädten und als Vater einer Vertreterin der nächsten "Fridays for Future Generation" habe ich mich mit umweltfreundlicheren Alternativen beschäftigt. Hier kamen für mich grundsätzlich batterieelektrische Autos oder Wasserstofffahrzeuge in Frage. Beide haben ganz klar ihre Vor- und Nachteile. Ausschlaggebendes Argument pro Wasserstoff war für mich letztendlich die Reichweite.

Das Wasserstofffahrzeug schafft mit einer Tankfüllung reale 550 Kilometer und der Tankvorgang dauert nur fünf Minuten. So kann ich auf dem Weg zum Audit weiterhin flexibel dann Pausen machen, wann ich möchte und muss keine Zwangspausen einlegen, wenn mein Auto eine Ladepause braucht.

Wie funktioniert der Tankvorgang und wie leicht lässt sich eine H2-Tankstelle finden?

Es gibt in Deutschland aktuell 84 H2-Tankstellen. Das ist fast nichts im Vergleich zu gut 14.000 konventionellen Tankstellen. Aber entlang der Verkehrsrouten und in den größeren Ballungsräumen befinden sich in regelmäßigen Abständen Tankstellen. Hilfreich ist auch, dass es weltweit ein einheitliches Tanksystem gibt. Neben dem Navi im Auto zeigt mir auch eine spezielle App immer die verfügbaren Tankstellen an. An der Tankstelle dauert es etwa 30 Sekunden bis es losgeht, aber dann pumpte die Anlage den Wasserstoff mit 700 bar ins Fahrzeug und – wie in der Werbung versprochen – nach fünf Minuten ist der Tank voll. Der Ausbau des Tankstellennetzes wird aber in den nächsten Jahren vorangehen. Das Thema Wasserstoff ist ja nicht nur auf EU-Ebene eines der großen Projekte, es ist auch Teil des aktuellen Konjunkturpaketes der Bundesregierung und auch immer mehr Bundesländer initiieren zusätzliche Ausbauprogramme. So habe ich vor einigen Wochen gelesen, dass Bayern eine neue Wasserstoffstrategie vorgestellt hat, mit der sich der Freistaat zu einem „weltweiten H2-Technologieführer“ entwickeln will. Als Basis der Pläne sollen in den nächsten Jahren bayernweit 100 H2-Tankstellen zusätzlich errichtet werden.

Woher kommt der Wasserstoff?

Das ist einer der Haken. Wasserstoff wird bisher nur zu 10 Prozent in Deutschland aus regenerativen Energiequellen durch Elektrolyse erzeugt. Der Rest wird durch Reformierungsverfahren aus Erdgas gewonnen. Das muss auf Dauer anders werden. Und auch die Auswahl an Modellen und Anzahl der Tankstellen ist stark ausbaufähig. Aber wenn jetzt keiner anfängt, wird sich daran auch in zig Jahren nichts ändern – das ist das typische Henne-Ei-Problem.

Ihr Wagen ist das erste Wasserstofffahrzeug im Fuhrpark der TÜV NORD GROUP. Wie hat die Beschaffung funktioniert?

Der Markt für Wasserstofffahrzeuge in Deutschland ist noch klein – es gibt aktuell nur zwei Modelle. Den Hyundai Nexo und den Toyota Mirai. Meine Wahl fiel auf den Hyundai. Also habe ich Kontakt zur Fuhrparkverwaltung aufgenommen. An dieser Stelle mein herzlicher Dank an Gisbert Vossschulte, der sich persönlich dafür eingesetzt hat, dass wir dieses Fahrzeug bekommen. Ohne ihn hätten wir die Hürden im Konzern nicht nehmen können.

Was ist Ihr Fazit? Wem würden Sie ein Wasserstofffahrzeug empfehlen?

Das Auto fährt sich super, ich bin sehr glücklich mit meiner Wahl. Auch die Urlaubsfahrt nach Tirol – insgesamt 2.500 km – waren überhaupt kein Problem. Als Richtlinie bei der Entscheidung zwischen batterieelektrischem Auto und Wasserstofffahrzeug wäre mein Rat: Je größer das Auto und je länger die Strecken, desto mehr lohnt sich ein Wasserstofffahrzeug. Für meine Frau, die überwiegend Kurzstrecken im Stadtverkehr fährt, würden wir ein batterieelektrisches Auto kaufen.
 

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