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Digital Society Institute Berlin Forschen für mehr IT-Sicherheit Isabel Skierka
Cyber Security

Digital Society Institute: Forschen für mehr IT-Sicherheit

28. November 2016

Sicherheitspolitik, Cyber Security, Datenschutz und Privacy: Das sind die Themen, die Isabel Skierka am Herzen liegen. Die junge Politikwissenschaftlerin forscht am Digital Society Institute in Berlin, wie die digitale Zukunft sicherer wird. TÜV NORD unterstützt ihr Projekt mit einem Stipendium.

Schlossplatz 1, Berlin-Mitte – wenn die Hauptstadt eine Stadtmitte hat, dann befindet sie sich an dieser Adresse. Hier steht das ehemalige Staatsratsgebäude der DDR. Einst gingen Erich Honecker, Walter Ulbricht und Egon Krenz ein und aus, heute büffeln angehende Manager in den Räumen. Denn inzwischen nutzt die European School of Management and Technology (ESMT Berlin) das imposante Gebäude, in dessen Fassade ein Original-Portal des Berliner Stadtschlosses integriert ist. Genau gegenüber der Hochschule entsteht der Wiederaufbau des Schlosses.

Das DSI ist Isabel Skierkas „kleine Bubble“

Während die Studenten der ESMT meist den prächtigen Vordereingang nutzen, kommt Isabel Skierka durch den Hintereingang. Das ist praktischer, denn ihr Büro befindet sich in einem kleinen Gebäude, das durch einen Gang mit dem Haupthaus verbunden ist. Hier ist alles weniger repräsentativ, Glastüren verbinden Treppenhaus und die langen Flure, kaltes Licht scheint auf weißgraue Wände. Vor einer Trennwand bleibt Isabel Skierka stehen und zeigt auf zwei dahinterliegende Türen. „Das hier ist unsere kleine Bubble“, sagt sie und meint damit das Digital Society Institute (DSI). Das Institut will „digitale Vernetzung und digitales Wachstum“ mit „digitaler Vorsicht“ verbinden, wie es auf der Website heißt. Isabel Skierka und ihre fünf Kollegen, darunter DSI-Direktor Sandro Gaycken, sein Vize Martin Schallbruch und Koordinatorin Shina-Nancy Erlewein, sind angetreten, um das Internet sicherer zu machen und eine „digitale Weisheit zu entwickeln – eine wertorientierte Strategie für die Digitalisierung“.

Hinter der rechten Tür verbirgt sich Isabel Skierkas Büro. Auf dem großen Schreibtisch mit vier Arbeitsplätzen, von denen nur einer belegt ist, stehen ihr Rechner, Notebook, Locher, Stifteköcher, Notizblock und eine einsame Zimmerpflanze – „meine Einzugspflanze“. Im großen, fast leeren Bücherregal an der Wand liegen vier Bücher, englischsprachige Fachliteratur zum Thema Cyber Security. Wer mehr über Isabel Skierkas Arbeit erfahren will, findet im Internet mehr Hinweise darauf als in ihrem Büro. Im Profil ihres Twitter-Accounts heißt es: „Researching the politics of information security and cybering“. Seit Juli 2016 erforscht die 27-Jährige Wissenschaftlerin, wie Computernetzwerke vor Schadensfällen geschützt werden und wie Unternehmen, Regierungen oder Gesellschaften das Sicherheitsrisiko im Netz künftig nicht nur minimieren, sondern auch managen können. Ihr Fokus liegt dabei auf der Sicherheit von sogenannten eingebetteten Systemen, die sich in Form von Mini-Computern im Zeitalter des Internets der Dinge inzwischen in vielen Alltagsgegenständen verbergen: in der Heizung, im Smartphone, in Navigationsgeräten, in Entertainment-Technik. Auch in der Industrie – zum Beispiel in der Kontrollanlage eines Wasserwerks – sind die kleinen Hochleistungschips unverzichtbar und selbstverständlich geworden. Denn Internet-basierte Technik ist praktisch und effizient, aber für Hacker von außen auch angreifbar.

Im Internet zuhause

Um Ideen und Konzepte für eine sichere digitale Zukunft zu entwickeln, ist Isabel Skierka weltweit unterwegs. Sie besucht Tagungen, spricht auf Konferenzen und trifft Wissenschaftler, Regierungsmitglieder und Unternehmer zu Hintergrundgesprächen. Via Twitter können Skierkas Follower ihre Reise verfolgen: Fotos zeigen die junge Frau als Gast der Gesprächsrunde Nato Talks, gestikulierend zwischen Herren im Anzug. Oder sie ist mit Mikrofon auf einer Bühne zu sehen – sie hält einen Vortrag und moderiert eine Veranstaltung im Rahmen der 4SICS, einer Stockholmer Konferenz zum Thema IT-Sicherheit. Demnächst wird sie in ihrer Funktion als Co-Chair im Beirat des Internet Governance Forums Deutschland am globalen Treffen der Organisation in Mexico teilnehmen und dort über die deutschen Aktivitäten und Debatten über Cybersicherheit sprechen. Mindestens einmal täglich retweetet Isabel Skierka Beiträge über Sicherheitspolitik und Digitalisierung, regelmäßig postet sie auch eigene Tweets und Artikel über den Kurznachrichtendienst. Eindeutig: Sie ist im Internet zuhause. Bevor sie ihre Mails checkt und mit der Arbeit beginnt, scrollt sie durch ihre Timeline, auf der Suche nach News aus ihrer Branche.

„Der Zusammenhang zwischen Technologie und Sicherheit hat mich schon früh interessiert“

Isabel Skierka

„Der Zusammenhang zwischen Technologie und Sicherheit hat mich schon früh interessiert“, sagt Skierka, die Politikwissenschaftlerin und keine Technikerin ist. Erst 2012 hat sie ihr Master-Studium in „International Conflict Studies“ am renommierten War Studies Department des Londoner King’s College mit Auszeichnung absolviert. Die Stationen, die danach folgen, zeugen von Skierkas Ehrgeiz und dem festen Willen, einen eigenen Beitrag zur Sicherheit im Netz zu leisten: wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Think Tank Global Public Policy Institute, Trainee bei der Europäischen Kommission, Fellowship bei der NATO. Was Skierka macht, wird mit Auszeichnungen gewürdigt oder mit Stipendien belohnt. Auch ihre Stelle beim Digital Society Institute wird mit Mitteln von TÜV NORD finanziert. Jung, weiblich und in einer von Männern dominierten Technik-Welt erfolgreich – Isabel Skierka hat es trotz aller Erfolge nicht immer leicht in ihrem Job. „Wir brauchen dringend mehr Diversität in der Cyber-Branche und zwar nicht nur Frauen in der Führungsetage, sondern vor allem auch junge Kolleginnen und Kollegen“, fordert die Forscherin. Hin und wieder kommt es vor, dass sie von älteren, männlichen Kollegen nicht sofort ernst genommen wird und sich mehr als andere beweisen muss. Doch sie ist optimistisch: „Die Problematik ist der Branche bewusst. Es wird nur etwas Zeit und Engagement in Anspruch nehmen, bis sich ein echter Wandel vollzogen hat.“

Skierkas Zeit am Institut ist auf drei Jahre begrenzt. Die will sie nutzen, um sich technisch weiterzubilden und an ihrer Promotion über den Umgang mit  Informationssicherheit zu arbeiten. Wenn alles gut geht, hat sie den Doktor-Titel in der Tasche, wenn sie gerade Anfang 30 ist. Was danach kommt, weiß sie noch nicht. Nur eines steht schon jetzt fest: Die nächste Station muss unbedingt wieder internationalen Charakter haben. Warum? „Ganz klar: Der digitale Raum hat keine territorialen Grenzen.“ Demnächst werden weitere – junge – Forscher das bislang sechsköpfige Team unterstützen und die leeren Arbeitsplätze in Skierkas Büro beziehen. Die „Bubble“, wie Skierka das Institut fast liebevoll nennt, wächst.

ZUR PERSON

Seit Juli 2016 forscht Isabel Skierka am Berliner Digital Society Institute an der IT-Sicherheit. TÜV NORD unterstützt ihre dreijährige Forschungsarbeit mit einem Stipendium. Sie vertritt außerdem die junge Generation als Co-Chair im Beirat des Internet Governance Forums Deutschland und ist Non-Resident-Fellow beim Global Public Policy Institute, in dem sie in einem kleinen Team das‚ date and technology politcs’-Programm aufgebaut hat. Zu ihren weiteren Stationen zählt neben der Europäischen Kommission auch die NATO, für die sie in Brüssel die NATO-Mitgliedsstaaten bei der Implementierung multinationaler Verteidigungsprojekte im Rahmen der „Smart Defense“ Initiative unterstützt hat.

EUROPEAN SCHOOL OF MANAGEMENT AND TECHNOLOGY, DIGITAL SOCIETY INSITUTE

Schlossplatz 1
10178 Berlin