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zwei Radfahrer
E-Bikes

Elektrisch? Aber sicher!

7. Juni 2018

E-Bikes erfreuen sich einer rasant wachsenden Beliebtheit. Doch die elektrischen Drahtesel müssen häufiger gewartet werden als ihre muskelbetriebenen Verwandten. Umso wichtiger ist für die Zweiradfahrer mit Schubantrieb deshalb eine Werkstatt, der sie vertrauen können. Hier können Siegel Orientierung liefern.

Der Sommer ist da, und die Tage sind warm. Allerhöchste Zeit, den Drahtesel aus dem Keller zu holen oder über ein neues Fahrrad nachzudenken. Gerade E-Bikes werden immer beliebter – und das nicht nur bei Pendlern oder Senioren. Drei Millionen Räder mit Elektroantrieb rollen bereits über deutsche Straßen und Radwege. Jährlich kommen 500.000 dazu. Die meisten davon sind sogenannte Pedelecs. Die elektrische Unterstützung springt bei ihnen nur an, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h steigt der Motor aus. Bei den schnelleren S-Pedelecs hilft der Motor bis 45 km/h, doch anders als beim Pedelec benötigt man dafür Zulassung und Fahrerlaubnis, darf innerorts nicht auf dem Radweg und grundsätzlich nur mit Helm fahren.

Für Neuaufsteiger ist der elektrische Antrieb eine Umstellung. Wer bislang mit gemütlichen 15 km/h in die Pedale trat oder schon länger nicht mehr auf dem Rad saß, muss sich erst einmal daran gewöhnen, dank elektrischer Unterstützung bis zu 25 km/h oder sogar 45 km/h schnell unterwegs zu sein. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein E-Bike zuzulegen, sollte deshalb zunächst beim Fachhändler ausgiebig Probe fahren und sich mit der neuen Technik vertraut machen, empfiehlt Andreas Treffenstädt, Serviceleiter beim Fachhändlerverbund ZEG. Denn gerade Beschleunigung und Bremsverhalten unterscheiden sich zum muskelbetriebenen Rad. „Optimal sind E-Bike-Kurse wie zum Beispiel das E-Bike-Fahrsicherheitstraining vom ADFC“, sagt Treffenstädt. Solche Schulungen eignen sich insbesondere für Senioren, die längere Zeit nicht mehr im Sattel saßen.

„Es geht um die Sicherheit des Fahrradfahrers. Er soll aber auch das Gefühl haben, dass er in der zertifizierten Werkstatt gut aufgehoben ist.“

Michaela Seidl, TÜV NORD

Sicherheit ist beim Elektrofahrrad per se ein entscheidender Faktor. Aufgrund der elektronischen Komponenten und des höheren Bremsverschleißes müssen E-Bikes häufiger gewartet werden als herkömmliche Räder. „Inspektionen sind keine einmalige Angelegenheit, sondern sollten jährlich durchgeführt werden“, erklärt Treffenstädt. Mit dem Aufpumpen der Reifen und dem Nachstellen der Bremsen ist es dabei nicht getan. Anhand einer Checkliste der Unfallverhütungsvorschriften für E-Bikes (UVV) müssen die Fahrradmechaniker fast 70 Bauteile des E-Bikes prüfen, um dessen Sicherheit zu gewährleisten: von Lenker, Vorbau und Rahmen über die Pedale, die Sattelstütze und das Hinterrad bis zu den Antriebskomponenten und der Schaltung. Umso wichtiger ist für Zweiradfahrer deshalb eine Werkstatt, der sie vertrauen können. TÜV NORD hat gemeinsam mit ZEG das Siegel „Zertifizierte Qualitätswerkstatt“ entwickelt.

Das Zertifikat soll aufräumen mit unnötigen Reparaturen, Fehldiagnosen und undurchsichtigen Rechnungen. „Es geht um die Sicherheit des Fahrradfahrers. Er soll aber auch das Gefühl haben, dass er in der zertifizierten Werkstatt gut aufgehoben ist“, erläutert Michaela Seidl von TÜV NORD. Werkstätten aus dem Fachhändlerverbund ZEG, die sich dem Zertifizierungsverfahren unterziehen, müssen sich auf Kundenservice, Werkstattqualität und die Verlässlichkeit ihrer Arbeitsabläufe prüfen lassen.

„Von Software-Updates und Analyseprotokollen war vor 20 Jahren noch gar keine Rede in der Fahrradwerkstatt.“

Andreas Treffenstädt, Serviceleiter Fachhändlerverbund ZEG

Denn auch die Anforderungen an Fahrradwerkstätten sind im Zeitalter des E-Bikes erheblich gestiegen. „Von Software-Updates und Analyseprotokollen war vor 20 Jahren noch gar keine Rede in der Fahrradwerkstatt“, stellt Treffenstädt fest. Und diese Tatsache führt ebenso zum Wandel von Berufsbild und Berufsbezeichnung: Die einstigen Zweiradmechaniker werden zu Zweiradmechatronikern. Sie müssen sich mit Elektrotechnik auskennen und bei den unterschiedlichen Komponenten und Antriebssystemen immer auf dem neusten Stand der Technik sein. Zugleich müssen sie auch das wachsende Bedürfnis nach gutem und umfassendem Service erfüllen. „Mit dem Aufkommen des E-Bikes sind die Kundenerwartungen gestiegen“, berichtet Treffenstädt. „Das Fahrrad hat einen neuen Stellenwert, und gerade E-Bikes sind für viele mittlerweile ein Statussymbol. Dem muss eine Fahrradwerkstatt gerecht werden.“

Ob eine Fahrradwerkstatt guten Service bietet, wird deshalb beim Siegel „Zertifizierte Qualitätswerkstatt“ gründlich geprüft. Ermittelt wird die Zufriedenheit mit dem Service durch Fragebögen in der Werkstatt, die direkt von den Kunden ausgefüllt werden können. Mindestens hundert solcher Rückmeldungen muss jede Werkstatt pro Jahr an TÜV NORD schicken, wo die Ergebnisse ausgewertet werden. Arbeitsabläufe, Betriebsorganisation, Werkstattausrüstung, Beschwerdemanagement und Kundenkommunikation werden dann in einem weiteren Schritt von Auditoren vor Ort überprüft und beurteilt. „Wichtig für die Bewertung der Servicequalität ist zum Beispiel, ob der Reparaturbedarf vor der Auftragserteilung ausreichend erklärt wird, ob eine Kosteneinschätzung erfolgt und Kunden bei Preisabweichungen frühzeitig kontaktiert werden“, ergänzt Michaela Seidl. Unerfreuliche Kostenexplosionen bei der Abholung des Fahrrads sollen so der Vergangenheit angehören.

Ob die Werkstätten Defekte erkennen und fachkundig beheben, klärt der sogenannte Mystery-Test. Zauberkünstler kommen dabei zwar nicht zum Einsatz, ein wenig Geheimnis ist allerdings schon im Spiel. Verdeckte Testkunden bringen ein eigens präpariertes Fahrrad zur Inspektion. In jedes Rad sind K.-o.-Fehler eingebaut. Werden diese nicht behoben, ist der Test automatisch gescheitert. Alle anderen Defekte bzw. deren Behebungen werden nach einer Punkteskala bewertet, wobei sicherheitsrelevante Fehler naturgemäß besonders schwer ins Gewicht fallen. Hat eine Fahrradwerkstatt den Test nicht bestanden, muss er wiederholt werden. „Erst wenn der Mystery-Test erfolgreich war, wird das Zertifikat erteilt“, erklärt Michaela Seidl.

Für Fahrradwerkstätten ist die Zertifizierung nicht nur eine vertrauensstiftende Maßnahme gegenüber ihren Kunden. „Unsere Auditoren können mit ihrem Know-how die Werkstätten auch immer wieder auf Verbesserungsmöglichkeiten in den Abläufen aufmerksam machen“, berichtet Michaela Seidl. Das kann den Werkstätten Zeit und Geld sparen, die bisher etwa in ineffektiven Arbeitsabläufen versickert sind. Angesichts der steigenden Zahl von E-Bikes auf deutschen Straßen werden Werkstätten die gewonnene Zeit sicher gut gebrauchen können.

Das Who‘s who der E-Bike-Motoren

Nabenmotor

Nabenmotoren können am Vorder- oder am Hinterrad eingesetzt werden. Sie sind vergleichsweise einfach in der Herstellung, was sich auch im Preis niederschlägt – nicht zuletzt, weil keine Getriebe benötigt werden. Da die Kraft direkt übertragen wird, fühlt sich die Beschleunigung spritziger an als beispielsweise beim Mittelmotor. Dieser wiederum hat allerdings eine höhere Hitzefestigkeit als der Nabenmotor.

Vorderradantrieb
Vorteil: Günstiger Preis, relativ einfach zu ersetzen.
Zu beachten: Das Vorderrad kann leichter ausbrechen, besonders auf Schotter und bei Nässe.
Geeignet für: Alle, die Wert auf ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis legen.

Hinterradantrieb
Vorteil: Weil der Antrieb „schiebt“, ist der Hinterradantrieb besonders energieeffizient.
Zu beachten: Schwerer zu handhaben – besonders im Gelände. Weil sich das Gewicht nach hinten verlagert, entsteht eine schlechtere Balance als etwa beim Mittelmotor.
Geeignet für: Schnelles Fahren, Speed-E-Bikes im Citybereich. 

Mittelmotor

Vorteil: Robust. Hohe Sicherheit durch ausgewogene, tiefe Schwerpunktlage. E-Bikes mit Mittelmotor können auch mit normalen Laufrädern gefahren werden.
Zu beachten: Höherer Verschleiß der Antriebskomponenten, also Kette und Ritzeln.
Geeignet für: Alle Kategorien von E-Bikes. 

Tipps für die E-Bike-Pflege

Finger weg vom Hochdruckreiniger

Fahrradpflege ist gut und wichtig – aber bitte ohne Druck! Die Elektrokomponenten sind zwar gegen Regen und Spritzwasser geschützt, aber für Hochdruckreiniger nicht ausgelegt.

Der Akku mag es medium

Wer möglichst lange von seinem Akku angetrieben werden möchte, muss auf eine geeignete Lagerung achten. Besonders die winterliche Kälte in der Garage ist für den Akku schädlich. Steht das E-Bike samt Akku den gesamten Winter unbewegt herum, kann es zur Tiefenentladung kommen – und dann ist der Akku unbrauchbar. Auch zu hohe Temperaturen sollten vermieden werden. Die sommerliche Radtour bringt den Akku aber längst noch nicht zum Schwitzen. 

Zahlen sprechen lassen

Wer will, kann sich in der Fahrradwerkstatt auch die Analyseprotokolle auslesen lassen und gegebenenfalls seinen Fahr- und Schaltstil ändern, um so die Lebensdauer seines elektrischen Drahtesels zu verlängern.

Alle Jahre wieder

Was bei der Zahnpflege gilt, ist auch beim E-Bike von Bedeutung: Zu Hause zu putzen ist wichtig, eine regelmäßige Wartung durch Fachfrau oder Fachmann jedoch unumgänglich.

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