Um die physische Sicherheit und Verfügbarkeit von IT-Infrastrukturen zu gewährleisten, müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Einen ganzheitlichen Ansatz für die Planung, den Bau und den Betrieb von Rechenzentren bietet in diesem Kontext die europäische Norm EN 50600.
In Form unterschiedlicher Anforderungen gibt sie Planern, Errichtern und Betreibern von Rechenzentren einen umfassenden Leitfaden an die Hand, insbesondere im Hinblick auf Stromversorgung, Klimatisierung und Sicherheitsinfrastruktur..
Unsere Expert:innen unterstützen Sie mit umfangreichen Leistungen dabei, Ihr Rechenzentrum auf Grundlage der EN 50600 nach dem aktuellen Stand der Technik zukunftssicher zu planen, zu betreiben oder zu erweitern.
Die EN 50600 ist eine europäische Normenreihe für Rechenzentren, die mit einem ganzheitlichen Ansatz umfassende Vorgaben für die Planung, den Neubau und den Betrieb von Rechenzentren macht.
Sie definiert Anforderungen für die Planung der Gewerke wie, Baukonstruktion, Stromversorgung, Klimatisierung, Verkabelung sowie Sicherheitssysteme und legt Kriterien für den Betrieb von Rechenzentren fest. Die von der europäischen Normungsgesellschaft CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung) geschaffene EN 50600 bietet dabei diverse Freiheitsgrade und versteht sich bis zu einem gewissen Punkt als Baukastensystem. In erster Linie stellt die EN 50600 eine Norm dar, die bei Neubauten von Rechenzentren zur Anwendung kommt. Sie definiert dabei Notwendigkeiten von Gutachten und Analysen im Vorfeld der Planungs- und Bauarbeiten.
Während die im Rechenzentrumsumfeld ebenso relevanten ISO-Management-Normen, z. B. ISO/IEC 27001, ihren Schwerpunkt auf der organisatorischen und prozessualen Ebene haben, fokussieren die Anforderungen der EN 50600 Normen auf technischer Ebene die physische Sicherheit und Verfügbarkeit. Die europaweit gültige Norm ist unter einer Vielzahl von Leitfäden und Best-Practices insoweit etwas Besonderes, als dass die Resultate in einem europaweiten Normierungs- und Abstimmungsprozess entstanden sind.
Veröffentlicht wurde die EN 50600 schrittweise seit 2012 in zehn Teilen und Unterteilen. Jeder Teil widmet sich einem spezifischen Bereich der Rechenzentrumsinfrastruktur:
Die Verfügbarkeitsklassen der EN 50600 werden auf die Energieversorgung, die Kälteversorgung und die Verkabelung angewandt. Die Klassen unterscheiden sich nach EN 50600-1 wie folgt (die genaue Unterscheidung kann dem Prüfkatalog TSI.EN50600 entnommen werden):
Die EN 50600 unterscheidet bis zu 4 Schutzklassen, in verschiedenen Themenbereichen (Unautorisierter Zugang, Einbruchschutz, Brandschutz sowie zum Schutz vor internen und externen Umgebungsgefährdungen). Mindestens 3 Schutzklassen zum Schutz gegen unautorisierten Zugang sind auszubilden.
Darüber hinaus differenziert die Norm 3 Granularitätsniveaus, die sich auf die Befähigung zum energieeffizienten Betrieb beziehen. Die Einordnung erfolgt auf Basis von Messungen der Energieversorgung und der raumlufttechnischen Anlagen – ein wichtiger Aspekt für nachhaltige Informationstechnik-Infrastruktur.
Die Grundlage für eine Evaluierung und Zertifizierung nach EN 50600 bildet der Kriterienkatalog TSI.EN50600. TSI.EN50600 übernimmt die bewährte Systematik aus dem TSI.STANDARD und bildet inhaltlich alle Forderungen der EN 50600, Teile 1-3, in Prüfkriterien ab. Damit macht der Kriterienkatalog die als Leitfaden konzipierte Norm prüf- und zertifizierbar.
Eine erfolgreiche Prüfung dokumentiert, dass das Rechenzentrum
Die neueste Version V3.0 des TSI.EN50600 vom 01.09.2025 löst die Vorgängerversion V2.1 vom 01.08.2023 ab und wird bei zukünftigen Evaluierungs- und Zertifizierungsprojekten als Prüfgrundlage vereinbart. Dieser ist nur noch in englischer Sprache verfügbar.
Beispielabbildung aktueller Kriterienkatalog
Unsere Zertifizierungsdienstleistungen richten sich an Unternehmen und Organisationen, die ihre Rechenzentren auf höchste Sicherheits- und Verfügbarkeitsstandards bringen möchten.
Unsere Zielgruppe
Der TSI.EN50600 Kriterienkatalog ist in neun thematisch getrennte Bewertungsbereiche unterteilt. Diese sind im Einzelnen:
Optional gibt es drei weitere Bewertungsbereiche, die zu ergänzenden Prüfaussagen und ggf. auch zu weiteren Zertifikaten führen.
Die Norm richtet sich primär an Betreiber und Nutzer von Enterprise-Rechenzentren und Colocation-Standorten, aber auch an Planer und IT-Dienstleister dient Sie als Orientierung und Planungsgrundlage.
Im Rahmen von Ausschreibung wird häufig auf die EN 50600 Bezug genommen und ist damit verbindlich umzusetzen.
Der Kriterienkatalog TSI.EN50600 ist für unsere Kunden in Projekten verfügbar. Sie können gerne her ein digitales Exemplar anfragen: Katalog anfordern
Seit 2016 kann mit dem TSI.STANDARD auch die Konformität zur EN 50600 geprüft und bestätigt werden. Die EN 50600 wurde mit den Teilen 1, 2, 3 sowie 4-2 vollständig adaptiert und in den Katalog integriert. Mit Veröffentlichung der V3.0 des TSI.EN50600 ist auch eine ISO/IEC 22237-spezifische Ergän-zungs-prüfung möglich. Es wird die Konformität zu den fünf veröffentlichten Normenteile (ISO/IEC 22237 Teile 1, 2, 3, 4 und 6) mittels eines zusätzlichen Zertifikats bestätigt. Auf diese Weise kann der Betreiber des Rechenzentrums gleich drei Zertifikate erlangen: TSI, EN 50600 und ISO/IEC 22237.
Eine unabhängige Prüfung oder Zertifizierung erhöht die Transparenz gegenüber Kunden, erleichtert Ausschreibungsverfahren und zeigt die Einhaltung international anerkannter Standards.
Ja, auch Bestandsrechenzentren können geprüft und zertifiziert werden – oft im Rahmen einer GAP-Analyse mit anschließender Optimierung.
Je nach Projektumfang und Reifegrad des Rechenzentrums dauert eine vollständige Zertifizierung in der Regel zwischen 3 und 6 Monaten.
Der VDE ist als nationale Organisation in die europäische Normungsarbeit eingebunden und gibt die DIN EN 50600 in Deutschland heraus. Darüber hinaus bietet der VDE Schulungen und Fachpublikationen rund um das Thema Rechenzentren und Informationstechnik-Infrastruktur an.