Trusted Site Infrastructure (TSI) ist eine seit 2001 etablierte Methodik zur Evaluierung und Zertifizierung der physischen Sicherheit und Verfügbarkeit von Rechenzentren. Grundlage bildet der durch die TÜV NORD GROUP eigens entwickelte Kriterienkatalog TSI.STANDARD.
Mit seinen unterschiedlichen Bewertungsaspekten verfolgt dieser einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die physische Infrastruktur Ihres Rechenzentrums, als auch organisatorische Prozesse sowie die Dokumentation unter die Lupe nimmt. Ziel ist es, Ihr Rechenzentrum durch die Umsetzung und Erfüllung der unterschiedlichen planerischen, organisatorischen und technischen Anforderungen optimal abzusichern und so eine möglichst hohe Verfügbarkeit der versorgenden Infrastruktur zu gewährleisten.
Der TSI.STANDARD wird seit über 20 Jahren bei TÜV NORD von Expert:innen entwickelt und ist im deutschsprachigen Raum ein angewandter Branchenstandard für die physische Sicherheit und Verfügbarkeit von Rechenzentren. Er trägt Erkenntnisse und langjährige Erfahrung aus über 2.000 Projekten im Sinne von „Best Practices“ Rechnung. Er orientiert sich darüber hinaus an den Maßnahmenempfehlungen der IT-Grundschutz-Kataloge und den Höchstverfügbarkeitsanforderungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er berücksichtigt die einschlägigen DIN-, EN- und ISO-Normen – insbesondere die DIN EN 50600 sowie die ISO/IEC 22237 – aber auch VDE-Vorschriften und VdS-Publikationen. Der TSI.STANDARD wird seit 2002 kontinuierlich weiterentwickelt, mit der Maßgabe konsequent den Stand der Technik und Normenstand abzubilden.
Seit 2016 (ab V4.0) deckt der TSI.STANDARD auch nachweisbar die Anforderungen der DIN EN 50600 vollständig mit ab. EN 50600-Ergänzungen können optional mit geprüft werden, wenn im Ergebnis eine EN 50600 Konformität bestätigt werden soll.
Seit der Veröffentlichung der V4.5 ist auch eine ISO/IEC 22237-spezifische Ergänzungsprüfung möglich. Anforderungen der fünf veröffentlichten Normenteile (ISO/IEC 22237 Teile 1, 2, 3, 4 und 6) sind enthalten.
Auf diese Weise können mit dem TSI.STANDARD gleich drei verschiedene Normen und Standards bestätigt werden: TSI, EN 50600 und ISO/IEC 22237.
Der TSI.STANDARD ist aktuell in der Version V4.6 vom 01.11.2024 verfügbar und löst die Vorgängerversion V4.5 vom 01.07.2023 ab.
Beispielabbildung aktueller Kriterienkatalog
Unsere Prüf- und Zertifizierungsdienstleistungen richten sich an Unternehmen und Organisationen, die ihre Rechenzentren auf höchste Sicherheits- und Verfügbarkeitsstandards bringen möchten.
Unsere Zielgruppe
Der Kriterienkatalog ist in neun thematisch getrennte Bewertungsbereiche unterteilt. Diese sind im Einzelnen:
Optional gibt es drei weitere Bewertungsbereiche, die zu ergänzenden Prüfaussagen und ggf. auch zu weiteren Zertifikaten führen.
Das hohe Maß an Fachkompetenz unserer Expert:innen ermöglicht ein Vorgehen nach dem Prinzip „Comply or Explain", was eine größere Flexibilität als die reine Anwendung von Checklisten bietet. Dies bedeutet, dass ein Kriterium nicht unbedingt gemäß der beschriebenen Maßnahme umgesetzt werden muss, sondern dass ein Betreiber mit alternativen Lösungen mitunter genauso gut aufgestellt ist oder eine besondere Herausforderung sogar besser löst. „Comply or Explain“ bedeutet in diesem Fall, dass auch Sonderlösungen positiv bewertet werden können, wenn sie genauso wirksam und zuverlässig sind und das Schutzziel erfüllen.
Die Zertifizierung nach dem TSI.STANDARD erlaubt eine eindeutige Einordnung der Rechenzentren in vier unterschiedliche Level, die sowohl die Qualität der Versorgungssysteme wie auch aller anderen Elemente einordnet. Ab Level 2 sind die Anforderungen durch Zusatzkriterien mit den Verfügbarkeitsklassen der EN 50600 und ISO/IEC 22237 harmonisiert.
Der TSI.STANDARD richtet sich in erster Linie an Betreiber und Nutzer von Enterprise- und Colocation-Rechenzentren. Aber auch für Fachplaner dienen Sie als Orientierung und Planungsgrundlage. Im Rahmen von Ausschreibung wird häufig auf den TSI.STANDARD Bezug genommen und ist damit verbindlich umzusetzen. Er beschreibt in Abhängigkeit des definierten Levels (Level 1 – 4) präzise Anforderungen an Rechenzentrumsinfrastrukturen und gibt damit einen Zielkorridor vor.
Der TSI.STANDARD ist aus Transparenzgründen kostenfrei verfügbar. Hier erhalten Sie ein digitales Exemplar: Katalog anfordern
Seit 2016 kann mit dem TSI.STANDARD auch die Konformität zur EN 50600 geprüft und bestätigt werden. Die EN 50600 wurde mit den Teilen 1, 2, 3 sowie 4-2 vollständig adaptiert und in den Katalog integriert. Mit Veröffentlichung der V4.5 ist auch eine ISO/IEC 22237-spezifische Ergänzungsprüfung möglich. Es wird die Konformität zu den fünf veröffentlichten Normenteile (ISO/IEC 22237 Teile 1, 2, 3, 4 und 6) mittels eines zusätzlichen Zertifikats bestätigt. Auf diese Weise kann der Betreiber des Rechenzentrums gleich drei Zertifikate erlangen: TSI, EN 50600 und ISO/IEC 22237.
Der TSI.STANDARD berücksichtigt neben eigenen Kriterien auch alle Anforderungen der EN 50600 sowie der ISO/IEC 22237. So können Rechenzentren strukturiert auf diese Normen ausgerichtet und deren Anforderungen nachvollziehbar erfüllt werden.
Das Prinzip ermöglicht es, funktional gleichwertige Maßnahmen als gültig anzuerkennen – auch wenn sie nicht exakt den Vorgaben entsprechen. So können individuelle Lösungen bewertet werden, sofern sie das gleiche Schutzniveau erreichen und nachvollziehbar dokumentiert sind.