Sportkleidung
Wie und woran man faire und umweltfreundliche Sportkleidung erkennt.

30. Oktober 2025
Wer in der Freizeit aufs Rennrad steigt oder joggen geht, will dabei komfortabel, funktional und möglichst schick beschuht und bekleidet sein. Für viele Verbrauchende wird aber auch die Nachhaltigkeit immer wichtiger. Gut, dass mehr und mehr Hersteller diesem wachsenden Bedarf nachkommen.
Ob Fahrradhose, Laufshirt oder Joggingschuh: Sportkleidung besteht häufig aus synthetischen Stoffen wie Polyester oder Polyurethan. Diese sorgen etwa dafür, dass der Schweiß beim Sporteln vom Körper weg transportiert wird, oder sie dämpfen das harte Pflaster unter unseren Füßen. Das Problem dabei: Plastikfasern oder Kunstschäume werden aus Erdöl produziert – bei ihrer Herstellung werden eine Reihe von Chemikalien verwendet, die Mensch und Umwelt schädigen können. Beim Waschen oder durch den Abrieb beim Laufen entsteht Mikroplastik, und am Ende ihres meist allzu kurzen Lebens können sie oft nicht oder nur schlecht recycelt werden. Aber mittlerweile gibt es auch immer mehr nachhaltigere Alternativen.
Mehr und mehr Hersteller nutzen zumindest anteilig Recyclingmaterialien für ihre Schuhe oder Kleidungsstücke. Das spart Abfall, Energie, Rohstoffe und CO2 und schont so die Umwelt. Der deutsche Outdoor-Hersteller Vaude verwendet etwa recycelte PET-Flaschen oder Altreifen für Rucksäcke und Fahrradtaschen. Biologisch abbaubar sind diese damit aber immer noch nicht. Und auch das Mikroplastikproblem besteht nach wie vor.
Eine Alternative sind naturbasierte Materialien wie Bio-Baumwolle oder Lyocell, auch bekannt als Tencel. Diese Faser wird aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft hergestellt, ist kompostierbar, kühlt ähnlich wie Leinen, ist saugfähiger als Baumwolle und spart gegenüber dieser laut Daten des Instituts für Energie- und Umweltforschung 90 Prozent Wasser und 70 Prozent Fläche. Das junge Label Boldwill nutzt die Holzfaser für seine Sportkleidung, außerdem kommen Hanf oder Bio-Baumwolle zum Einsatz. Das niederländische Unternehmen hat nach eigenen Angaben auch die welterste plastikfreie Sportsocke auf den Markt gebracht, die aus einer Mischung aus zertifizierter Bio-Baumwolle und Naturkautschuk besteht. Tipp: In manchen Onlineshops kann man nach Materialien filtern, also festlegen, dass die gesuchte Sportklamotte aus Zellulosefaser – also aus Tencel –, Recyclingmaterialien oder Bio-Baumwolle hergestellt wurde.
Besonders Merinowolle hat sich mittlerweile zu einem beliebten Naturmaterial für Sportkleidung gemausert – nicht nur für die Herbst- und Winterzeit. Denn die Wolle des in Deutschland meistgezüchteten Nutzschafs ist weich auf der Haut, atmungsaktiv, schweißabweisend sowie wärmeregulierend, und ihre antibakteriellen Eigenschaften minimieren Müffeln. Aber Achtung: Wer Kleidung aus Merinowolle kauft, sollte unbedingt darauf achten, dass sie aus artgerechter Haltung kommt und der Hersteller auf das umstrittene Mulesing verzichtet. Dieser Begriff bezeichnet ein schmerzhaftes Verfahren, bei dem Lämmern Hautfalten entfernt werden, um Parasitenbefall zu verhindern. Beispielsweise der deutsche Hersteller Rose oder die norwegische Marke Odlo haben Mulesing-freie Sportkleidung im Sortiment. Gut, dass man in einigen Onlineshops unter dem Reiter „Nachhaltigkeit“ auch den Filter „Mulesing-frei“ setzen kann.
Nachhaltigkeit ist natürlich nicht nur eine Frage des Materials, sondern immer auch der Produktions- und Arbeitsbedingungen. Wer fair und umweltfreundlich schwitzen will, sollte sich darüber informieren, wo und wie die Sportkleidung hergestellt wurde. Besonders europäische Produktionsstätten stehen für höhere Standards bei Arbeits- und Umweltschutz. Strenge Auflagen verhindern im Regelfall, dass giftige Chemikalien in die Umwelt gelangen; Mindestlöhne oder Tarifbindungen sorgen dafür, dass Mitarbeitende nicht zu Hungerlöhnen nähen. Zu den Herstellern, die nur in Europa produzieren, zählen etwa Löffler und Kossmann, Trigema fertigt sogar ausschließlich in Deutschland. Das verkürzt die Transportwege und verkleinert den CO2-Fußabdruck der Kleidung.
Der größte Teil der Sportkleidung wird allerdings in Asien produziert. Zertifikate geben Orientierung, ob das unter fairen und umweltfreundlichen Bedingungen geschieht. Aber Achtung: Siegel ist nicht gleich Siegel. Anforderungen und Umfang unterscheiden sich oft erheblich. In einem Gütezeichen-Guide von Greenpeace schneiden in ökologischer Hinsicht der Global Organic Textile Standard (GOTS), IVN Best, Naturland-Textilien und Oeko-Tex made in green besonders gut ab. IVN Best, das vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft vergeben wird, gilt in Sachen umweltfreundlicher Produktion aktuell als das strengste Siegel am Markt, gefolgt vom bekannteren GOTS. Beide nehmen neben Umweltkriterien auch Sozialstandards über die gesamte Produktionskette hinweg in den Blick.
Unter den Siegeln, die sich vor allem auf faire Arbeitsbedingungen konzentrieren, hebt die Kampagne für Saubere Kleidung etwa die Standards von Fairtrade (Fairtrade Certified Cotton und Fairtrade Textile Production) und der Fair Wear Foundation hervor. Zu den Mitgliedern der gemeinnützigen Fair Wear Foundation mit der höchsten Bewertungsstufe bei der Umsetzung der Sozialstandards zählen unter anderem deutsche Hersteller wie Schöffel, Vaude und Deuter. Auch hier können die Verbraucherinnen und Verbraucher in Onlineshops nach Nachhaltigkeitssiegeln filtern und bestenfalls Gütezeichen mit unterschiedlichen Schwerpunkten kombinieren.
Je länger man die Laufhose trägt, desto kleiner fällt ihr ökologischer Fußabdruck aus. Um die Lebensdauer ihrer Produkte zu verlängern, bieten Sportartikelhersteller wie Vaude, Gonso oder Velocio mittlerweile zusätzlich einen Reparaturservice an. Sind die Schuhe des Hamburger Herstellers Lunge abgelaufen, kann man viele Modelle neu besohlen lassen. Auch Ausrüster wie Globetrotter, Bergzeit oder Decathlon setzen zunehmend auf lebensverlängernde Maßnahmen und haben inzwischen Secondhandkleidung im Sortiment.
Apropos Langlebigkeit: Allzu oft legen wir uns neue Sportklamotten zu, obwohl die alten noch problemlos ihren Zweck erfüllen. Bevor man auf „Kaufen“ klickt, sollte man sich daher zunächst mit einem Blick in den Kleider- und Schuhschrank versichern, ob tatsächlich echter oder nur gefühlter Bedarf nach einem neuen Trikot oder Treter besteht. Denn die nachhaltigste Sportkleidung ist immer noch die, die gar nicht erst produziert wird.
Dies ist ein Artikel von #explore. #explore ist eine digitale Entdeckungsreise in eine Welt, die sich in rasantem Tempo wandelt. Die zunehmende Vernetzung, innovative Technologien und die alles umfassende Digitalisierung schaffen Neues und stellen Gewohntes auf den Kopf. Doch das birgt auch Gefahren und Risiken: #explore zeigt einen sicheren Weg durch die vernetzte Welt.