Verkehrssicherheit
Senioren sollten im Alter am Besten ausreichende Konzentration und schnelle Reaktion im Straßenverkehr prüfen.
14. Februar 2017
Wenn die Reaktionsfähigkeit in die Jahre kommt, sollten Senioren am besten freiwillig prüfen, ob sie sich im Straßenverkehr noch ausreichend konzentrieren können und schnell genug reagieren können. Das empfiehlt der Deutsche Verkehrsgerichtstag und rät, den Führerschein abzugeben, wenn die Fahreignung stark eingeschränkt ist. Doch das ist gar nicht so einfach für die Betroffenen, weiß Verkehrspsychologe Ralf Buchstaller von TÜV NORD.
Die Bilanz ist nüchtern: 48.690 ältere Menschen verunglückten 2015 im Straßenverkehr – 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts haben Senioren im Vergleich zu jüngeren Verkehrsteilnehmern eine deutlich geringere Chance, einen Verkehrsunfall zu überleben. Doch sind Senioren am Steuer damit auch eine Gefahr für andere?
Ralf Buchstaller, Leiter des medizinisch-psychologisches Instituts von TÜV NORD in Hamburg, gibt der Statistik Recht: Senioren schränken häufig ihr Fahrverhalten ein, sind seltener unterwegs und vermeiden Autobahnen und Schnellstraßen. „Doch wer weniger fährt, ist gefährdeter und gerade auf Landstraßen steigt das Unfallrisiko“, sagt der Verkehrspsychologe.
Grund genug für den Deutschen Verkehrsgerichtstag das Thema mit auf seine Agenda für 2017 zu nehmen. Bei der Konferenz für Straßenverkehrsrecht nahmen zahlreiche Juristen und Verkehrsexperten aus Forschung, Lehre und Praxis teil. Gemeinsam erarbeiten sie Empfehlungen – Empfehlungen, die auch für die Politiker bei neuen Gesetzen und Vorschriften relevant sind. Laut Ansicht der Experten stellen ältere Menschen ein wachsendes Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr dar. Sie fordern deshalb in ihrer aktuellen Empfehlung, „Instrumente zur besseren Einschätzung der eigenen Fahrkompetenz zu entwickeln und wissenschaftlich zu evaluieren“. Gemeint ist, dass künftig Senioren auf freiwilliger Basis ihre Fahreignung überprüfen – insbesondere mit Blick auf die Gesundheit. Denn mit höherem Alter nimmt nicht nur die Sehfähigkeit ab, auch Reaktionsgeschwindigkeit, Konzentration und Aufmerksamkeit verschlechtern sich. Wenn Verkehrsteilnehmer sich nicht mehr im ausreichenden Umfang konzentrieren können, führt dies insbesondere in unübersichtlichen Verkehrssituationen zu einer erhöhten Unfallgefährdung.
Bislang erwerben Pkw-Fahrer ihren Führerschein auf Lebenszeit – sie müssen später nicht nachweisen, ob sie den Anforderungen des Straßenverkehrs auch im höheren Alter noch gerecht werden. Deshalb schlägt der Verkehrsgerichtstag eine sogenannte „qualifizierte Rückmeldefahrt“ vor, „deren Ergebnis ausschließlich dem Betroffenen mitgeteilt wird. Falls sich herausstellt, dass solche Instrumente auf freiwilliger Basis nur unzureichend in Anspruch genommen werden, ist die Teilnahme obligatorisch zu machen.“ Dafür sei es auch notwendig, dass die verkehrsmedizinische Kompetenz der Ärzte verbessert wird. Außerdem werden „die älteren Kraftfahrer aufgerufen, in Eigenverantwortung jederzeit zu prüfen, ob und wie sie auf eventuelle Einschränkungen ihrer Fahreignung angemessen reagieren müssen.“
Das heißt: Wer wegen seiner Gesundheit nicht mehr angemessen und sicher im Straßenverkehr unterwegs ist, sollte seinen Führerschein am besten freiwillig abgeben. Doch das ist gar nicht so leicht, weiß Verkehrspsychologe Ralf Buchstaller. „Für viele Menschen bedeutet die Abgabe des Führerscheins einen Verlust an Lebensqualität. Deshalb empfiehlt Buchstaller, dass Kinder oder andere nahe Verwandte und Freunde schon möglichst früh mit den Eltern über das Thema sprechen. Sein Tipp: „Die Kinder sollten ab und an zu ihren Eltern ins Auto steigen und beobachten, wie sie in kritischen Situationen reagieren.“ Treten zum Beispiel Probleme beim Linksabbiegen an Kreuzungen mit Gegenverkehr auf, könnten die Kinder im Anschluss an die Fahrt das Gespräch darüber suchen. Erster Ansprechpartner für ältere Verkehrsteilnehmer ist der Hausarzt, lautet die Empfehlung von Buchstaller. Meist kennt der Arzt nicht nur seinen Patienten schon sehr lange, sondern auch dessen Kinder. Sie könnten bei Bedarf den Mediziner ins Vertrauen ziehen, wenn sie glauben, die Fahrtüchtigkeit der Eltern ist eingeschränkt. Buchstaller: „Am besten ist es jedoch, wenn sich ältere Verkehrsteilnehmer ihrer Verantwortung bewusst sind und freiwillig ihre Fahreignung überprüfen.“
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