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Bahnverkehr

Sichere Schnellzüge für Indien

Wie TÜV India die Sicherheit neuer regionaler Schnellzüge in Indien prüft.

22. September 2022

Indien hat das fünftgrößte Schienennetz der Welt – aber dabei nur rund doppelt so viele Gleiskilometer wie das neunmal kleinere Deutschland. Doch das indische Bahnnetz wächst weiter. Ab dem nächsten Jahr werden erstmals regionale Schnellzüge in dem südasiatischen Land unterwegs sein. TÜV India hat die Sicherheit der Züge geprüft.

 

Der schnellste Zug Indiens bringt seit 2016 Passagierinnen und Passagiere von Delhi zum Taj Mahal in Agra und zurück. Doch der Gatimaan Express wird bald Gesellschaft erhalten: Ab kommendem Jahr verbinden Züge des neuen regionalen Schnellzugsystems die Hauptstadt mit den Millionenstädten Ghaziabad und Meerut. Wie der Gatimaan Express werden sie es maximal auf Tempo 160 bringen – auf einer eigens für sie gebauten Strecke mit einer Gesamtlänge von 82 Kilometern. Und so werden sie die Reisezeit zwischen Delhi und Meerut um rund 70 Prozent verkürzen, kündigt DB International Operations (IO) an. Für die kommenden zwölf Jahre ist das Unternehmen zuständig für den Betrieb und die Instandhaltung dieses ersten regionalen Schnellbahnsystems des Landes. Die Sicherheit der 30 regionalen Schnell- und der zehn Nahverkehrszüge wurde zuvor von Bahnspezialistinnen und -spezialisten von TÜV India akribisch geprüft.

Porträtaufnahme von Jayesh Patal mit Brille in grauem Anzug und gestreiftem Hemd vor einer hellen Wand.

Die gesamte Elektronik auf dem Prüfstand

Das Team um Projektmanager Jayesh Patel hat sich schon oft mit funktionalen Sicherheit in Bahnfahrzeugen beschäftigt. Aber die Prüfung solcher regionalen Schnellzüge war auch für die Expertinnen und Experten ein Novum. „Kein elektronisches System darf während des Betriebs ein anderes stören; das zu klären ist die Hauptaufgabe unserer Prüfungen“, erklärt Jayesh Patel. So befasste sich das Team vor allem mit der Zugsteuerung, den Notbremsen, der Hard- und Software, der Steuerung der Türen, dem Brandschutz sowie der Nahtstelle zwischen Signalgebung und Fahrzeug.

Nachdem die Sicherheitsfachkräfte ihren Segen gegeben haben, sind inzwischen die ersten Zugeinheiten an die National Capital Region Transport Corporation (NCRTC) übergeben worden. Das Gemeinschaftsunternehmen der indischen Regierung und einiger an die Hauptstadt angrenzender Bundesstaaten ist mit der Umsetzung des regionalen Schnellbahnsystems in der gesamten Hauptstadtregion beauftragt. Das übergreifende Ziel: eine ausgewogene und nachhaltige Stadtentwicklung durch eine bessere Verkehrsanbindung. Schließlich zählt die Metropolregion Delhi mit mehr als 32 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zu einer der größten der Welt. Und sie wird voraussichtlich bis 2030 die bevölkerungsreichste Region der Erde sein.

Sathish Kular Loganatahn (links) und Venkatesh Moode (rechts) stehen neben einem Bildschirm, der einen modernen Hochgeschwindigkeitszug (NCRTC) zeigt mit Anzeigen für Meerut und Ghaziabad.

800.000 Reisende pro Tag

Umgerechnet rund 39 Milliarden Euro fließen in das Großprojekt, das nach der vollständigen Inbetriebnahme mehr als 800.000 Menschen pro Tag befördern soll. Und dabei den Anteil der Nutzenden des öffentlichen Nahverkehrs in der Region um bis zu 26 Prozent steigern, wie Prognosen überschlagen. Eine große Entlastung für Klima, Straßenverkehr und die Gesundheit der Menschen vor Ort im chronisch vom Smog geplagten Neu-Delhi.

Wenn im Frühjahr 2023 dann der erste regionale Schnellzug auf die Strecke geht, wird auch Projektmanager Jayesh Patel aus Chennai im Südosten des Landes ins 2.000 Kilometer entfernte Delhi reisen. „Es macht mich stolz, an diesem Prestigeprojekt mitzuwirken.“

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