Zum Inhalt springen

Mobilfunk

Was ist eigentlich 5G?

Wie 5G die Industrie 4.0 und das autonome Fahren auf den Weg bringen soll.

Luftaufnahme eines komplexen Autobahnkreuzes bei Nacht, mit übereinander kreuzenden Straßen und Brücken. Zahlreiche Fahrzeuge mit Lichtspuren und Verbindungslinien visualisieren die Verkehrsdichte und Vernetzung.

26. Februar 2019

„Höher, schneller, weiter“ – dieser Leit­satz gilt nicht nur für den Sport, sondern auch für Mobil­funk­standards. Zumindest, was die Geschwindig­keit angeht: Aktuell steht mit 5G ein neuer Standard in den Start­löchern, der zwanzigmal schneller sein soll als das rasanteste Mobil­funk­netz der Gegen­wart. 5G soll nicht nur effizienteres Streaming für Verbraucher möglich machen, sondern auch das Zeit­alter des autonomen und vernetzten Fahrens einläuten. Und neben­bei die Smart City, Industrie 4.0 und die Tele­medizin vorantreiben.

Ein Unfall mit Rückstau, schlechte Straßen­verhältnisse, Öl auf der Fahr­bahn: Vor Gefahren wie diesen soll zukünftig die Vernetzung von Autos besser schützen. Statt sich nur auf die eigenen Augen und elektronische Assistenz­systeme zu verlassen, kann der Fahrer auf die Informationen voraus­fahrender Wagen zugreifen und sie seiner­seits mit den nach­kommenden teilen. Doch damit Autos störungs­frei und ohne Zeit­verzögerung miteinander kommunizieren können, reichen gängige Mobil­funk­verbindungen nicht aus. Richten soll es 5G. Netz­betreiber, Auto­mobil­hersteller und politische Entscheidungs­träger versprechen sich viel von der nächsten Generation des Mobil­funk­standards. Erheblich schneller und quasi verzögerungs­frei soll 5G Daten­ströme zu deutlich mehr End­geräten zur selben Zeit über­tragen können – und damit auch das Zeit­alter des autonomen Fahrens ermöglichen. Schon 2016 bezeichnete der damalige Verkehrs­minister Alexander Dobrindt 5G als „eine Schlüssel­techno­logie für das automatisierte und vernetzte Fahren“.

„5G ist eine Schlüsseltechnologie für das automatisierte und vernetzte Fahren: Sie ermöglicht die direkte Datenkommunikation zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur.“

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur von 2013 bis 2017

 

Automatisierte oder autonome Fahr­zeuge benötigen zenti­meter­genaue Daten über Position und Strecken­verlauf, Fahr­bahn­zustand, Verkehrs- und Wetter­lage sowie die Fahr­manöver anderer Autos. Zwar verfügen automatisierte Fahr­zeuge über eigene Sensoren, mit denen sie Verkehr und Umgebung scannen. Doch wenn die elektronischen Sinnes­organe etwa durch schlechte Witterungs­verhältnisse getrübt sind, können die 5G-Funk­komponenten eine zusätzliche Schutz­ebene bereit­stellen – indem sie die Autos mit Informationen aus Fahr­zeugen im näheren Umfeld und der Infra­struktur am Straßen­rand versorgen. Bedingung dafür sind hohe und stabile Über­tragungs­raten mit geringer Verzögerung.

Eine Frage der Latenz

Der neue Standard soll Geschwindig­keiten von zehn Gigabit pro Sekunde erreichen. Damit wäre er zwanzig­mal schneller, als das derzeit zackigste LTE-Netz in Deutschland. Ein 800 Mega­byte großer Film ließe sich so in weniger als einer Sekunde herunter­laden. Darüber hinaus soll 5G eine nahezu verzögerungs­freie Daten­über­tragung ermöglichen. Bei 3G liegt die Latenz­zeit noch bei rund 100 Milli­sekunden, bei LTE, also 4G, sind es noch bis zu 50. Mit 5G soll erstmals eine Reaktions­zeit von nur einer Milli­sekunde realisiert werden. Quasi in Echt­zeit wandern Daten dann vom Sender zum Empfänger. Für vernetzte Autos ein Quanten­sprung, wie die Mobil­funk­branche betont. „Ob Ihr Fahr­zeug auf der Auto­bahn bei 200 Stunden­kilo­metern zum Bremsen eine Reaktions­zeit von 50 oder einer Milli­sekunde hat, macht einen gewaltigen Unter­schied“, so Vodafone-Sprecher Dirk Ellenbeck gegen­über dem NDR. Konkret geht es um den Unter­schied von mehreren Metern oder wenigen Zenti­metern, die ein Auto braucht, um eine Voll­bremsung einzuleiten.

„5G ist eine Schlüsseltechnologie für das automatisierte und vernetzte Fahren: Sie ermöglicht die direkte Datenkommunikation zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur.“

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur von 2013 bis 2017

Automatisierte oder autonome Fahr­zeuge benötigen zenti­meter­genaue Daten über Position und Strecken­verlauf, Fahr­bahn­zustand, Verkehrs- und Wetter­lage sowie die Fahr­manöver anderer Autos. Zwar verfügen automatisierte Fahr­zeuge über eigene Sensoren, mit denen sie Verkehr und Umgebung scannen. Doch wenn die elektronischen Sinnes­organe etwa durch schlechte Witterungs­verhältnisse getrübt sind, können die 5G-Funk­komponenten eine zusätzliche Schutz­ebene bereit­stellen – indem sie die Autos mit Informationen aus Fahr­zeugen im näheren Umfeld und der Infra­struktur am Straßen­rand versorgen. Bedingung dafür sind hohe und stabile Über­tragungs­raten mit geringer Verzögerung.

Eine Frage der Latenz

Der neue Standard soll Geschwindig­keiten von zehn Gigabit pro Sekunde erreichen. Damit wäre er zwanzig­mal schneller, als das derzeit zackigste LTE-Netz in Deutschland. Ein 800 Mega­byte großer Film ließe sich so in weniger als einer Sekunde herunter­laden. Darüber hinaus soll 5G eine nahezu verzögerungs­freie Daten­über­tragung ermöglichen. Bei 3G liegt die Latenz­zeit noch bei rund 100 Milli­sekunden, bei LTE, also 4G, sind es noch bis zu 50. Mit 5G soll erstmals eine Reaktions­zeit von nur einer Milli­sekunde realisiert werden. Quasi in Echt­zeit wandern Daten dann vom Sender zum Empfänger. Für vernetzte Autos ein Quanten­sprung, wie die Mobil­funk­branche betont. „Ob Ihr Fahr­zeug auf der Auto­bahn bei 200 Stunden­kilo­metern zum Bremsen eine Reaktions­zeit von 50 oder einer Milli­sekunde hat, macht einen gewaltigen Unter­schied“, so Vodafone-Sprecher Dirk Ellenbeck gegen­über dem NDR. Konkret geht es um den Unter­schied von mehreren Metern oder wenigen Zenti­metern, die ein Auto braucht, um eine Voll­bremsung einzuleiten.

Zeitachse der Mobilfunkgenerationen von 1996 bis 2020, die die steigende Datenübertragungsrate von 2G (GSM) bis 5G zeigt. Die Grafik illustriert die technologische Entwicklung mit Zwischenstufen wie UMTS, HSPA, LTE und 4G.
© lte-anbieter.info / (Quelle: http://www.lte-anbieter.info/5g/)

Schnelle und verlässliche Daten­verbindungen benötigen aber auch die vernetzten Maschinen der Fabrik 4.0, und sie könnten ebenso den intelligenten Strom­netzen der Smart City oder der Telemedizin zugute­kommen. Getestet wird 5G bereits in Berlin und Hamburg. In Darmstadt werden noch in diesem Frühjahr 18 5G-Antennen zu Test­zwecken installiert, die mittel­fristig eine teil­autonome Straßen­bahn mit Daten versorgen sollen. Wie umfang­reich die Abdeckung mit dem neuen Standard im Real­betrieb aussehen soll, darüber wird vor der für den kommenden März angesetzten Versteigerung der 5G-Frequenzen noch gestritten.

Konflikt zwischen Bundesnetzagentur und Mobilfunkanbietern

Die Bundesnetzagentur fordert, dass die an der Auktion beteiligten Netz­betreiber bis 2022 mindestens 98 Prozent aller Haushalte in jedem Bundes­land, alle Schienen­wege mit mehr als 2.000 Fahr­gästen pro Tag sowie alle Auto­bahnen und wichtigen Bundes­straßen mit einer mobilen Daten­geschwindig­keit von mindestens 100 Megabit pro Sekunde und einer Latenz von höchstens 10 Millisekunden versorgen. Bis Ende 2024 sollen dann auch die übrigen Bundes­straßen mit derselben Geschwindigkeit abgedeckt sein. Landes-, Staats- und zentrale Wasser­straßen sowie das restliche Zug­netz sollen bis zu diesem Zeit­punkt mit einer Daten­geschwindig­keit von mindestens 50 Megabit ausgestattet werden. Außerdem soll jeder Netz­betreiber 500 Funk­stationen von mindestens 100 Megabit auf bisher nicht versorgten weißen Flecken auf­bauen. Dabei müssen die Netz­betreiber diese Auflagen aber nicht voll­ständig durch den eigenen Netz­aus­bau bewältigen. Bei der Versorgung der Verkehrs­wege können sie sich den Ausbau anderer Mobil­funk­betreiber anrechnen lassen.

Dennoch kritisieren die Netzbetreiber die Auflagen als zu hoch und fürchten unwirtschaftlich hohe Ausgaben für Lizenz­kosten und Netz­aus­bau. So böten die für 5G bereit­gestellten kurz­welligen Frequenzen zwar einen hohen Daten­durch­satz, aber zugleich auch eine deutlich kürzere Reich­weite: Der Digital­verband Bitkom spricht von einem Kilo­meter. Aus diesem Grund seien sie für eine Flächen­versorgung nicht geeignet. Die Netz­betreiber müssten also erheblich mehr Basis­stationen aufbauen als beim bestehenden 4G-Netz. Zudem sei ein flächen­deckendes Glas­faser­netz Voraus­setzung, um die Sende­stationen mit der nötigen Band­breite versorgen zu können. Die Bundes­netz­agentur kündigte ihrer­seits an, in den kommenden Jahren weitere Frequenzen zu vergeben, die für die Flächen­versorgung besser geeignet seien.

Sämtliche Anbieter – Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) – haben gegen die Auktions­bedingungen Klage eingelegt. Angefangen mit Telefónica sind mittler­weile auch alle drei noch einen Schritt weiter­gegangen und haben beim Verwaltungs­gericht Köln einen Eil­antrag eingereicht, durch den die Frequenz­auktion bis zur Entscheidung über die Vergabe­regeln aufgeschoben werden soll. Im schlechtesten Fall wird sich der für 2020 geplante Einstieg in das Zeit­alter der Vernetzung also noch etwas verzögern.

#explore - Das Online-Magazin von TÜV NORD

Dies ist ein Artikel von #explore. #explore ist eine digitale Entdeckungsreise in eine Welt, die sich in rasantem Tempo wandelt. Die zunehmende Vernetzung, innovative Technologien und die alles umfassende Digitalisierung schaffen Neues und stellen Gewohntes auf den Kopf. Doch das birgt auch Gefahren und Risiken: #explore zeigt einen sicheren Weg durch die vernetzte Welt.