Gute Frage, nächste Frage
Wie welcher Finger seinen Weg auf die richtigen Tasten fand.
09. Oktober 2025
Viele, die mit zehn Fingern zu tippen lernen oder sich nach dem Zwei-Finger-Suchsystem über das Keyboard von Computer oder Smartphone tasten, fragen sich: warum eigentlich QWERTZ? Woher kommt diese scheinbar völlig willkürliche Anordnung der Tasten? Die Antwort liegt in der Anfangszeit des Maschinenschreibens.
Wer mal als Kind auf einer mechanischen Schreibmaschine gleichzeitig mit allen Fingern in die Tasten gehauen hat, weiß, was passiert: Die Hämmerchen, die die Buchstaben aufs Farbband drücken, verhaken sich zu einem Knäuel. Bei den ersten Schreibmaschinen war das selbst dann oft der Fall, wenn man die Geräte wie vorgesehen bediente, also eine Taste nach der anderen drückte. Denn die Buchstaben waren auf den frühen Geräten meist alphabetisch angeordnet.
Das galt auch für die Schreibmaschine, für die Christopher Latham Sholes 1868 ein Patent erhielt. Ein echter Verkaufserfolg war der Typewriter des Journalisten und Buchdruckers zunächst nicht. Also ließ Sholes sein Gerät von Stenografinnen und Stenografen in der Praxis erproben. Gestützt auf das Feedback der professionellen Schnellschreibenden begann er, die Tastaturanordnung immer weiter zu verändern – und landete schließlich bei QWERTY.
Das Prinzip, nach dem Sholes seinen vermeintlichen Buchstabensalat sortierte: größtmöglicher Abstand. Tasten häufig verwendeter Buchstabenkombinationen legte er weit auseinander. So konnten sich die Hämmerchen nicht mehr so einfach berühren, und man konnte schneller tippen.
Der Waffen- und Nähmaschinenfabrikant Remington stellte die Maschine ab 1974 in Serie her. Der Durchbruch gelang ab 1978 mit der Remington 2: Diese bot neben der QWERTY-Tastatur auch erstmals die Möglichkeit, mittels Shift-Taste zwischen Groß- und Kleinbuchstaben umzuschalten.
QWERTY mauserte sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zum Tastaturstandard im englischsprachigen Raum – und wurde in anderen Ländern an die dortigen Buchstabenhäufigkeiten angepasst: In Frankreich und Belgien tippte man ab Anfang des 20. Jahrhunderts auf der AZERTY-Tastatur. Im deutschsprachigen Raum, aber auch in Ungarn, Slowenien oder Kroatien und in anderen Ländern der damaligen K.-u.-k.-Monarchie schrieb man stattdessen mit QWERTZ.
Zentraler Grund für die subtile Umgestaltung des englischen QWERTY: Der Buchstabe Y kommt im Deutschen erheblich seltener vor als im Englischen, daher wurde er in die linke untere Ecke der Tastatur entrückt. Im Gegenzug wanderte das Z von der Peripherie ins Zentrum des Keyboards. Schließlich kommt das zackige Zeichen in zahlreichen Worten unserer Sprache vor: in „Zahl“ oder „Zunge“ zum Beispiel, aber auch im „Zeigefinger“, mit dem es beim Zehnfingerschreiben angeschlagen wird.
Der Siegeszug des Computers ab Ende der 1970er-Jahre macht QWERTY & Co. eigentlich obsolet. Schließlich gibt es nun keine mechanischen Hämmerchen mehr, die sich ineinander verknäulen könnten.
Tatsächlich gab und gibt es zahlreiche Versuche, Sholes’ Anordnung zu reformieren. Denn in Sachen intuitiver Bedienung und Schreibfluss bietet sie reichlich Luft nach oben. Bereits 1932 entwickelte eine Kommission um den Psychologen August Dvorak eine ergonomisch optimierte Tastaturbelegung: Die häufigsten Buchstaben wurden in die Mitte verlegt, also dorthin, wo unsere Finger aufliegen; die seltenen in die untere Reihe verlagert. Buchstabenkombinationen wurden auf verschiedene Finger oder sogar auf beide Hände verteilt, um den Schreibrhythmus so flüssig wie möglich zu machen.
Das war gut und logisch gedacht – und setzte sich ebenso wenig durch wie die 2006 entwickelte Colemak-Tastaturbelegung, die sich dichter an QWERTY orientierte, um einen schnelleren und leichteren Umstieg zu ermöglichen. Gegen die Macht der Gewohnheit blieben sie jedoch alle chancenlos. Aus soziologischer Sicht ein klarer Fall von Pfadabhängigkeit: Je umfassender ein Verfahren bei Herstellern wie Nutzenden verankert ist, desto hartnäckiger hält es sich, auch technologisch besseren Alternativen zum Trotz.
So ist QWERTZ noch heute das unangefochtene Maß allen Tippens. Wer sich nun aber der Macht der Gewohnheit widersetzen und aus der Pfadabhängigkeit ausbrechen will, kann auf Android oder iOS wie auf Windows- oder Apple-Rechnern das Tastaturlayout auf Dvorak oder Colemak umstellen. Und auf diese Weise persönlich in Erfahrung bringen, ob es sich anders doch vielleicht besser und flüssiger tippt als mit QWERTZ.
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