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Ratgeber und Tipps

Wildwechsel

Im Herbst steigt das Risiko von Wildunfällen deutlich. Autofahrerinnen und Autofahrer sollten insbesondere in den frühen Morgen- und Abendstunden an Übergängen, zwischen Wald und Feld und während der Paarungszeit besonders aufmerksam sein. Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Wildwechsel definiert ist, welche Tierarten häufig betroffen sind und wie Sie sich optimal vorbereiten.

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Reh auf einer nächtlichen Straße vor herannahendem Auto

Warum Wildwechsel im Herbst lebensgefährlich wird

In den vergangenen Jahren gab es mehr als 240.000 Wildunfälle, davon etwa 3.000 mit Personenschäden.

Auf dieser Seite erfahren Sie alles Wichtige zum Thema Wildwechsel und Wildunfall.

Lesen Sie, wie Sie sich als Autofahrerin und Autofahrer darauf vorbereiten können und was im Falle eines Wildunfalls zu tun ist. Wir bieten nützliche Tipps, um Unfälle zu vermeiden und informieren darüber, wie Sie sich im Ernstfall richtig verhalten.

Wildwechsel: tierische Querungspfade an Straßen & typische Gefahren

Wildwechsel bezieht sich auf den Wechsel von Wildtieren über Straßen oder Wege, insbesondere in ländlichen Gebieten. Dies kann potenziell zur Gefahr für Autofahrerinnen und Autofahrer werden, da Kollisionen mit Wildtieren zu Unfällen führen können.

In einigen Regionen weisen Warnschilder auf mögliche Wildwechsel hin. Zudem gibt es auch Maßnahmen zur Verhinderung von Wildunfällen, wie zum Beispiel Wildzäune und spezielle Warnsysteme für Autofahrende.

Wildunfall: Verkehrskollision mit Haarwild und Haftungsaspekte

Haben Sie einen Unfall mit einem Haarwildtier, u.a.

  • Reh,
  • Hirsch,
  • Wildschwein,
  • Fuchs,
  • Marder,
  • Dachs,

gilt das als Wildunfall. Bei dem entstandenen Schaden handelt es sich um einen Wildschaden. Übrigens passieren die meisten Wildunfälle in Deutschland bei einem Zusammenstoß mit einem Reh oder einem Wildschwein.

Fahren Sie hingegen ein kleines Tier an, das nicht dem Jagdrecht unterliegt, z.B.

  • kleinere Vögel,
  • Igel oder
  • Echsen,

ist das kein Wildunfall. Gleiches gilt bei Unfällen mit anderen Nutztieren, wie z.B. Hunden, Katzen, Schafen oder Kühen.

Warnschild Wildwechsel

In vielen Regionen, in denen mit Wildwechsel zu rechnen ist, werden spezielle Warnschilder aufgestellt, um Autofahrerinnen und Autofahrer auf die mögliche Gefahr von Wildtieren auf der Straße aufmerksam zu machen.

Diese Schilder dienen dazu, die Fahrerinnen und Fahrer zu sensibilisieren und sie zu veranlassen, langsamer zu fahren und besonders vorsichtig zu sein, um Unfälle mit Wildtieren zu vermeiden.

Reh überquert eine Landstraße vor einem herannahenden Auto

Sicher unterwegs bei Wild auf der Straße

Die meisten Wildunfälle passieren in den Abend- und frühen Morgenstunden, wobei Übergangsbereiche zwischen Wald- und Feldzonen besondere Gefahrenschwerpunkte darstellen. Hier müssen Sie mit regelmäßigem Wildwechsel rechnen, da die Tiere zur Äsung vom Wald auf die Felder ziehen und danach wieder den Schutz des Waldes aufsuchen. Zur Paarungszeit der Rehe im Sommer und der Hirsche und Wildschweine im Herbst und im Winter sind die Reaktionen unvorhersehbar und deshalb für Sie als Kraftfahrerin oder Kraftfahrer noch gefährlicher.

Einer Auswertung des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) zufolge ist übrigens das Risiko eines Wildunfalls über das Jahr hinweg ungleich verteilt: Besonders hoch ist die Gefahr demnach in den Monaten April und Mai und von Oktober bis Dezember.

Paarungszeit bei Wild

Rehe haben ihre Paarungszeit von Mitte Juli bis Anfang August. In diesen Wochen sind Rehe häufig bereits bei Tageslicht zu beobachten, aber vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv. In dieser Zeit sind die Rehe besonders unvorsichtig und können in der Nähe von Straßen häufiger gesichtet werden.

Bei Hirschen dauert die Paarungszeit von September bis Ende Oktober. Normalerweise leben Rothirsche in Rudeln zusammen – allerdings getrennt in männliche Hirschrudel und weibliche Kahlwildrudel. Zur Brunftzeit verlassen die älteren Männchen ihr Rudel und legen auf der Suche nach den Weibchen mitunter mehr als 100 Kilometer zurück.

Die Paarungszeit der Wildschweine erstreckt sich normalerweise von November bis Januar, gefolgt von einer Tragzeit von etwa vier Monaten, sodass im Frühjahr durchschnittlich sechs Frischlinge geboren werden. Allerdings paaren sich Wildschweine in freier Wildbahn aufgrund milder Winter und reichhaltiger Nahrungsquellen mittlerweile fast das ganze Jahr über.

Hochrisiko‑Zeiten für Wildwechsel

Verhalten bei Wild auf der Fahrbahn

  • Beachten Sie unbedingt die Schilder, welche den Wildwechsel anzeigen und reduzieren Sie das Tempo. Häufig ist vor besonderen Gefahrenstellen oder Gegenden mit hoher Wilddichte das Verkehrszeichen „Wildwechsel“ angebracht. Das Tempo sollten Sie in diesem Fall deutlich herabsetzen. Bei plötzlich auftauchendem Wild auf der Fahrbahn kann eine Geschwindigkeit von 80 km/ h schon zu hoch sein.
  • Behalten Sie die Fahrbahnränder im Auge und halten Sie Sicherheitsabstand zum rechten Fahrbahnrand.
  • Ein „Wild“ kommt selten allein. Rechnen Sie stets mit mehreren Tieren.
  • Wild ist nicht vernünftig: Tiere verlassen die Fahrbahn nicht immer auf dem kürzesten Weg, sondern laufen oft vor dem Fahrzeug her.
  • Wenn Wild auf der Straße steht, gefährden Sie nicht den nachfolgenden Verkehr. Bremsen Sie nur, wenn kein Auffahrunfall mit dem nachfolgenden Fahrzeug droht. Ist die Fahrbahn sonst frei sollten Sie konsequent bremsen, hupen und abblenden, damit das Wild fliehen kann.
  • Auf keinen Fall sollten Sie unkontrolliert ausweichen. Sie könnten gegen einen Baum prallen oder in den Gegenverkehr geraten. In diesem Fall ist der kontrollierte Wildunfall das kleinere Übel.

Nach einem Wildunfall richtig reagieren

  • Unmittelbar nach einem Wildunfall müssen Sie die Unfallstelle absichern: Schalten Sie die Warnblinkanlage ein, stellen Sie das Warndreieck in ausreichendem Abstand auf.
  • Gegebenenfalls Verletzte versorgen.
  • Um nachfolgende Verkehrsteilnehmende nicht zu gefährden, sollten Sie das tote Tier von der Straße entfernen. Fassen Sie das Wild möglichst nur mit Handschuhen, Lappen oder ähnlichem an.
  • Nehmen Sie das überfahrene Tier niemals einfach mit! Sie riskieren sonst eine Anzeige wegen Wilderei.
  • Melden Sie den Wildunfall unverzüglich bei der nächsten Polizei- und Forstdienststelle. Außerdem: Verletztes Wild kann aufgespürt werden und im Notfall von seinen Leiden erlöst werden. Schäden von einem Wildunfall trägt in der Regel die Versicherung. Die Kfz-Teilkaskoversicherung zahlt die Summe des Schadens - vorausgesetzt, es handelt sich um so genanntes Haarwild.
Unfallaufnahme mit Smartphone auf einer Straße bei Dämmerung

TÜV NORD Unfallgutachten

Bei einem Wildunfall sind wir für Sie da. Unsere Expert:innen erstellen Ihr Unfallgutachten – auch bei Wildschäden – damit Sie sicher weiterkommen.

Versicherungsschutz beim Wildunfall

Schäden am eigenen Fahrzeug

Durch eine Teilkaskoversicherung sind in der Regel Schäden am eigenen Fahrzeug abgedeckt, die durch einen Wildunfall verursacht werden. Dazu zählen typischerweise Schäden wie Kollisionen mit Haarwildtieren, wie zum Beispiel Wildschwein, Reh, Hirsch, Fuchs oder Hase.

Unfälle mit Vögeln sind nicht in allen Versicherungen enthalten, während einige Versicherungen Schutz für Unfälle mit sämtlichen Tieren bieten, einschließlich Haustieren.

Falls nicht nachgewiesen werden kann, dass der Schaden am Fahrzeug durch den Zusammenstoß mit Wild oder infolge von Ausweich- oder Bremsmanövern entstanden ist, kann die Vollkaskoversicherung einspringen. Beachten Sie, dass bei Inanspruchnahme der Vollkaskoversicherung eine Rückstufung in eine ungünstigere Schadenfreiheitsklasse erfolgt.

Schäden von Dritten

Die Kfz-Haftpflichtversicherung deckt bei Wildunfällen ausschließlich Schäden, die anderen Verkehrsteilnehmenden (sogenannten Dritten) durch den Wildunfall entstanden sind. Das gilt auch für Schäden an Leitplanken, Straßenschildern oder anderen Gegenständen im Zuständigkeitsgebiet des Jägers.

Diese Regelung gilt unabhängig davon, ob der Schaden durch den Aufprall mit dem Wild oder durch ein Ausweichmanöver entstanden ist. Alle anderen Unfallkosten werden nicht von der Kfz-Haftpflichtversicherung übernommen.

TÜV NORD Tipp

Prüfen Sie die genauen Bedingungen der Versicherung, da die Deckung je nach Versicherungsanbieter und -vertrag variieren kann.

Das sollten Sie wissen

Häufig gestellte Fragen zu Wildwechsel

  • Tageszeiten: besonders gefährlich sind die Stunden der Dämmerung morgens (ca. 5–8 Uhr) und abends (ca. 17–0 Uhr) 
  • Monate: das Unfallgeschehen konzentriert sich auf April/Mai und Oktober bis Dezember 
  • Brunftzeit: Rehe (Juli–Anfang August), Hirsche (September–Oktober), Wildschweine (November–Januar)

Ohne offizielle Wildunfallbescheinigung (Polizei oder Jagdbehörde) ist die Teilkaskoleistung nicht gesichert, da die Beweislast beim Fahrzeughalter liegt.

Ein verendetes Tier darf nur am Straßenrand gesichert werden – nicht zum Auto gebracht. Das Mitnehmen gilt als Wilderei, auch wenn keine Verwertung beabsichtigt ist.

Lebende Wildtiere auf keinen Fall anfassen – sie können aggressiv, stressbedingt unberechenbar sein. Außerdem besteht Infektionsrisiko.

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