Personalentwicklung
Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel: Die moderne Arbeitswelt verändert sich rasant und wettbewerbsfähig bleibt nur, wer mit diesen Veränderungen Schritt hält.
Mit einer positiven Lernkultur schaffen Unternehmen ein Umfeld, in dem sich Mitarbeitende kontinuierlich weiterentwickeln. Lernen wird zu einem festen Bestandteil des eigenen Arbeitsalltags und der Unternehmenskultur. Davon profitieren alle Beteiligten. Aber eine solche Lernlandschaft entsteht nicht von allein, sie erfordert Engagement, Pflege und Förderung durch das Unternehmen.
Wir haben uns mit Trainer Ben Bader darüber unterhalten,
Lernkultur bezeichnet die Art und Weise, wie Mitglieder einer Organisation miteinander interagieren, um Wissen zu teilen und zu erwerben. Sie wird maßgeblich durch die dynamischen Rahmenbedingungen geprägt, darunter Normen, Werte und Praktiken, die ein kontinuierliches Lernen fördern. Eine positive Lernkultur zeichnet sich durch kollaborative Lernprozesse, flexible Anpassungsfähigkeit, unterstützende Führung sowie Vielfalt und technologische Integration aus.
Eine starke Lernkultur zeichnet sich für Ben Bader vor allem durch eine zentrale Eigenschaft aus: Sie fördert die intrinsische Motivation von Mitarbeitenden, sich weiterzubilden. Dieser innere Antrieb ist entscheidend für den Erfolg von Weiterbildung.
Heute ist eine positive Lernkultur aus verschiedenen Gründen noch wichtiger als früher:
Für Ben Bader ist deshalb klar: „Ohne konstantes Lernen und ständige Weiterentwicklung funktioniert es nicht mehr.“ Das gelte für Unternehmen genauso wie für Arbeitnehmende. Dass sich Weiterbildung positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auswirkt, belegt auch eine groß angelegte Studie von McKinsey.
Den meisten Arbeitgebenden ist die Notwendigkeit, am Ball zu bleiben, bewusst. Allerdings gelingt es vielen nicht, sie in eine starke Lernkultur umzusetzen und die Lernmotivation eigeninitiativ und nachhaltig zu fördern.
Ben Bader beobachtet, dass die Entwicklung einer Lernkultur vor allem an zwei Hürden scheitert: „Sich Zeit zu nehmen ist ein großer Faktor. Außerdem sparen Unternehmen oft zuerst bei Maßnahmen, die nicht unmittelbar Geld einbringen.“
Eine Folge davon: „Erst wenn es brennt, werden Mitarbeitende auf eine Weiterbildung geschickt.“ Punktuelle Lerneinheiten haben jedoch mit einer echten Lernkultur wenig zu tun. „Idealerweise sollten für jede Position Weiterbildungsreisen etabliert werden.“
Davon profitieren Unternehmen finanziell, da sie durch kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden innovative Fähigkeiten, Lösungen und effiziente Prozesse fördern. Dadurch stärken sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und binden qualifizierte Fachkräfte.
Um eine inspirierende Lernumgebung zu schaffen, müssen Unternehmen veränderte Lerngewohnheiten berücksichtigen. Insbesondere junge Menschen sind durch soziale Medien an kurze, digitale Inhalte gewöhnt und schätzen die Möglichkeit, selbstbestimmt und flexibel im Homeoffice zu lernen. Statt traditioneller Lehrbücher bevorzugen sie multimediale Lernmaterialien, die Bilder, Texte und Videos kombinieren und verschiedene Sinne ansprechen.
Eine moderne Lernkultur ist deshalb auch eine digitale Lernkultur. Dabei liegt die Betonung für Ben Bader auf „auch“. „Manchmal wird unterschätzt, wie wertvoll die soziale Komponente von analogen Workshops oder Seminaren ist. Sie sorgt zum Beispiel dafür, dass sich Mensch zu einem Unternehmen zugehörig fühlen. Dieser Effekt entsteht kaum durch Weiterbildung im Homeoffice.“ Die beste Lösung sei eine Mischung aus analogen und digitalen Formaten.
Die folgenden Eigenschaften tragen dazu bei, die Motivation zum Lernen nachhaltig zu steigern und Lernprozesse langfristig in Unternehmen zu verankern.
Die oberste Hierarchieebene spielt für Ben Bader eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer Lernkultur. „Wichtig ist, dass die Geschäftsführung oder die Unternehmensinhaber:innen mit gutem Beispiel vorangehen." Das gelte auch dann, wenn sich zum Beispiel eine Person aus der HR-Abteilung vorrangig zum Thema Weiterbildung kümmere. „ Ein schlechtes Zeichen ist es, wenn die Führungskraft nach einem Seminarbesuch fragt: ‚Und, wie war’s?‘, die Teilnehmerin oder der Teilnehmer antwortet ‚Gut‘, und dann alles weitergeht, als wäre nichts geschehen." So fördern Führungskräfte keine tiefere Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt und dessen Anwendung im Arbeitsalltag. Viel besser ist es, wenn sie aktiv Interesse zeigen und gezielte Fragen stellen, die den Transfer des Gelernten in die Praxis unterstützen, wie etwa: „Welche neuen Erkenntnisse haben Sie gewonnen und wie können wir diese in unseren Projekten umsetzen?“ Dies zeigt echtes Engagement für Weiterbildung und trägt zur Verankerung einer nachhaltigen Lernkultur bei.
Eine Lernkultur lässt sich nicht von heute auf morgen in Unternehmen etablieren. Sie ist mit dauerhaftem Commitment und mit Investitionen verbunden. Aber der Aufwand lohnt sich.
Denn für moderne Organisationen ist es essenziell, dass sich Arbeitnehmende regelmäßig neue Kompetenzen aneignen und sich mit neuen Technologien auseinandersetzen. Wenn beides selbstverständlich und ohne starken Druck von oben geschieht, stehen die Chancen gut, dass Unternehmen über alle Veränderungen hinweg wettbewerbsfähig bleiben. Dann zahlt sich jeder für die Lernplattformen und -seminare ausgegebene Cent aus.
Berufliche Weiterbildung hat viele Gesichter und trägt maßgeblich zum Erfolg der Mitarbeitenden sowie des ganzen Unternehmens bei. In unserem Blog "Wissen kompakt" lesen Sie Fachbeiträge zu aktuellen Fragestellungen, die jetzt und in der Zukunft Ihre Arbeitswelt bestimmen.
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