Mobilfunk
Was ist und was kann der Kommunikationsstandard RCS?

11. Dezember 2025
WhatsApp, Signal, Telegram, iMessage und gelegentlich auch noch einmal eine SMS: Die Kanäle, über die wir mit Familie, Freundinnen und Freunden oder Kolleginnen und Kollegen kommunizieren, haben sich über die Jahre vervielfältigt. Doch was wäre, wenn man wirklich alle über einen einzigen Kanal erreichen könnte – egal, ob mit Text, GIF oder Sprachnachricht? Möglich macht das RCS. Wir klären die wichtigsten Fragen zu dem – gar nicht mehr so neuen, aber von vielen noch unbemerkten – Kommunikationsstandard.
RCS steht für Rich Communication Services. Wie der Name anklingen lässt, bietet der Standard also reichhaltigere Kommunikationsmöglichkeiten als die gute alte SMS. Wie wir es von Messenger-Apps mittlerweile gewöhnt sind, kann man über RCS Text- und, Sprachnachrichten, Bilder, GIFs, Videos oder den eigenen Standort, auch im Gruppenchat, austauschen. Man sieht außerdem, ob eine Nachricht angekommen ist und gelesen wurde, sofern die Empfängerin oder der Empfänger diese Funktion nicht deaktiviert hat. Aber anders als bei WhatsApp und Co. funktioniert all das bereits über die auf dem Smartphone vorinstallierte Nachrichten-App. Das Jonglieren zwischen unterschiedlichen Messengern, um etwa für die Planung des Klassentreffens wirklich alle zu erreichen, wird damit obsolet.
Entwickelt wird der multimediale SMS-Nachfolger seit 2008 von der GSM Association, der internationalen Vereinigung von Mobilfunkanbietern. Zunächst kam der Kommunikationsstandard auf Android-Smartphones zum Einsatz. Doch seit Herbst 2024 unterstützen auch Apples iPhones RCS. Der Tech-Riese hat damit offenbar auf den Digital Markets Act der EU reagiert, der Interoperabilität für große Messaging-Dienste fordert, die bei der Apple eigenen iMessage nicht gegeben ist.
Eine Besonderheit von RCS: Nachrichten können auch geplant werden. Das ist für den Austausch mit Freundinnen, Freunden und Familie vielleicht weniger relevant, aber nützlich für den beruflichen Gebrauch. Etwa, wenn ungute Neuigkeiten Kolleginnen und Kollegen nicht um den Schlaf bringen und erst am nächsten Morgen erreichen sollen.
Während die klassische SMS über das Mobilfunknetz versendet wird, basiert RCS auf der IP-Technologie: Versand und Empfang von Nachrichten laufen, wie bei anderen Messengern, also über die Internetverbindung – sei es WLAN oder mobile Datenübertragung. Anders als bei der SMS fallen dafür daher auch keine Kosten an, nur das Datenvolumen wird bei der Übertragung via mobilem Internet belastet. Entsprechend entfallen mögliche Mobilfunk-Roaming-Gebühren im Ausland.

Bei Android-Smartphones ist RCS in der Regel voreingestellt, auf dem iPhone muss man es gegebenenfalls erst einschalten: Dazu muss man einfach in den „Einstellungen“ der App „Nachrichten“ den Schalter „RCS“ aktivieren. In den Einstellungen des Smartphones – ob Android oder iPhone – kann man auch festlegen, ob Gesprächspartnerinnen und -partner eine Lesebestätigung bekommen sollen oder ihnen angezeigt wird, dass man gerade schreibt.
Der Kommunikationsstandard kann heute in den Netzen aller großen Mobilfunkanbietenden in Deutschland genutzt werden, Apple-Nutzende sind ab iOS-Version 18 dabei. Ausnahmen für diese gibt es aktuell nur bei einigen Prepaid-Tarifen und eine Einschränkung bei 1&1, wo RCS erst ab der iOS-Version 26.2 funktioniert. Vodafone zufolge sind heute von den 69 Millionen Handys in Deutschland 61 Millionen RCS-fähig. Ob das Smartphone der Gesprächspartnerin oder des Gesprächspartners RCS kann, erkennt die Nachrichten-App automatisch und zeigt es im Eingabefenster an: Dort sieht man, ob man gerade eine RCS, SMS oder – unter iPhone-Nutzenden – eine iMessage verschickt.
Nachrichten zwischen Android-Nutzenden sind bereits Ende-zu-Ende-verschlüsselt – erkennbar am kleinen Schlüsselsymbol über der Nachricht. Beim Austausch zwischen Android-Handys und iPhones ist das momentan noch nicht der Fall. Die Anbietenden könnten also theoretisch mitlesen, so wie bei der SMS und den meisten E-Mails. Doch die GSM Association hat bereits nachgebessert und eine plattformübergreifende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung entwickelt, die Apple nun in künftigen Software-Updates implementieren will. Es dürfte also nicht mehr allzu lange dauern, bis man via RCS mit allen auch streng vertraulich kommunizieren kann. Dann gilt es nur noch, Familie, Freundinnen und Freunde zu überzeugen, dass WhatsApp und Co. überflüssig sind und Feste in Zukunft problemlos über RCS geplant und nachbereitet werden können.
Dies ist ein Artikel von #explore. #explore ist eine digitale Entdeckungsreise in eine Welt, die sich in rasantem Tempo wandelt. Die zunehmende Vernetzung, innovative Technologien und die alles umfassende Digitalisierung schaffen Neues und stellen Gewohntes auf den Kopf. Doch das birgt auch Gefahren und Risiken: #explore zeigt einen sicheren Weg durch die vernetzte Welt.