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Gute Frage, nächste Frage

Sind tatsächlich alle Planeten rund?

Schwerkraft, Fliehkraft und der größte Hundeknochen unseres Sonnensystems.

Spektakuläre Weltraumansicht der Erde mit leuchtend blauem Ozean, weißen Wolkenformationen und nächtlichen Stadtlichtern, die gegen den schwarzen Weltraum mit Sternen kontrastiert.

Von der Kartoffel zur Kugel

Kleine Himmelskörper ähneln dagegen eher Kartoffeln als Kugeln. Denn weil sie zu klein sind und ihre Masse also zu gering ist, wird ihre Gravitation nicht groß genug, um sie rund zu ziehen.

Dabei braucht es dafür gar nicht so furchtbar viel: Je nachdem, aus welcher Materie sich der Himmelskörper zusammenballt, können schon einige Hundert Kilometer Durchmesser reichen, damit er sich Richtung Kugel formt. Vesta, der größte Asteroid, geht mit seinen 523 Kilometern schon über die Kartoffelform hinaus und erinnert an einen auf die Seite gekippten Knollensellerie von gigantischem Ausmaß – richtig rund ist Vesta aber noch nicht. Der Zwergplanet Ceres, der ebenfalls im Asteroidengürtel herumtreibt, sieht mit seinen 964 Kilometern Durchmesser schon deutlich kugelig aus. Tatsächlich ist das auch eines der zentralen Merkmale, um Zwergplaneten von Asteroiden und Monden zu unterscheiden: Sie sind groß genug, um zu einer runden Sache zu werden.

Hüftgold der Himmelskörper

Gilt also die Faustformel: je größer und schwerer, desto runder? Im Prinzip: ja – in der Praxis: nicht ganz. Denn schaut man sich etwa unsere Erde genauer an, erkennt man, dass sie oben und unten etwas abgeflacht ist. Und damit ist sie unter den Planeten nicht allein.

Das liegt an einer weiteren Kraft, die auf ihre Körper wirkt: Planeten kreisen nicht nur um ihre Sonne, sie drehen sich auch um die eigene Achse. Und mit der Rotation kommt die Zentrifugalkraft ins Spiel: Wie sie juchzende Kinder auf dem Karussell an den Rand ihrer Sitze presst, zerrt die Fliehkraft die Masse eines Himmelskörpers nach außen. Und weil zugleich die Schwerkraft alles nach innen zieht, zerren zwei gegenläufige Kräfte an der Materie. Das Ergebnis: Die Planeten werden quasi gequetscht. Da die Zentrifugalkraft am Äquator am stärksten ist, werden sie hier etwas breiter. Sie setzen an und bilden einen Äquatorialwulst, so der Fachbegriff für die Rettungsringe der Planeten. An den Polen flachen sie dagegen ab. Unser Blauer Planet kommt dadurch am Äquator auf 42,7 Kilometer mehr Durchmesser als im eiskalten Reich der Pinguine oder Eisbären.

Extraterrestrischer Hundeknochen und der platteste Planet

Wie sich die gegenläufigen Kräfte von Schwer- und Fliehkraft auf einen Himmelskörper auswirken, ist abhängig von seiner Größe, seiner Rotationsgeschwindigkeit und dem Material, aus dem er sich zusammensetzt. Der Asteroid Kleopatra beispielsweise ist kein kompakter Körper, sondern besteht aus einzelnen Gesteinsbrocken, die ihre eigene Schwerkraft zusammenhalten. Da er sich in schwindelerregenden 5,3 Stunden um die eigene Achse dreht, wird sein Material in die Länge gezogen. Deshalb fliegt er als 217 Kilometer langer Hundeknochen durch den Asteroidengürtel: verdickt an den Enden und schlank in der Mitte.

Unter den Planeten unseres Sonnensystems dreht Jupiter die schnellsten Pirouetten. Nach knapp zehn Stunden bricht auf dem Giganten, in den rund 1.300-mal die Erde passt, der nächste Morgen an. Sein Nachbar Saturn braucht mit zehn Stunden und 34 Minuten zwar eine Spur länger für eine Umdrehung; wegen seiner geringeren Dichte ist er dem Jupiter und den übrigen sechs Planeten aber an Abgeflachtheit voraus. Merkur und Venus sind dagegen mit ihrem sehr gemächlichen Tempo die rundesten im Sonnensystem. Bis der Merkur eine komplette Drehung vollführt hat, sind auf der Erde 176 Tage vergangen. Die Venus braucht mit 243 Tagen sogar länger um die eigene Achse als um die Sonne, die sie in 225 Tagen umkreist.

Hubbelige Erde

Unsere Erde hat eine Besonderheit, die ihre Oberfläche vergleichsweise buckelig macht: die Plattentektonik. Die Bewegungen der Kontinentalplatten pressen Gebirge hervor, etwa die Alpen und den Himalaja. Mit ihren Hubbeln und Dellen würde unsere Erde bei der Qualitätsprüfung für Tischtennisbälle oder Billardkugeln also gnadenlos durchfallen. Aber selbst wenn sie nicht so perfekt ist, wie die antiken Philosophinnen und Philosophen gedacht haben: Ohne sie würde es uns nicht geben – und damit auch keine Tischtennisbälle, Billardkugeln oder die Idee der vollkommenen Kugelform.

14. August 2025

Wer sich ein Schaubild unseres Sonnensystems anschaut oder in einem Planetarium in den Weltraum reist, sieht kugelrunde Planeten. Alle so perfekt und makellos wie Billardkugeln oder Tischtennisbälle, wenn auch ein wenig größer. Aber sind Planeten überhaupt richtig rund? Und wenn ja, warum?

Griechische Philosophen wie Pythagoras kamen als Erste auf die Idee: Unsere Erde und auch die anderen Planeten müssen Kugeln sein. Aristoteles schloss das etwa aus dem runden Schatten, den die Erde bei einer Mondfinsternis auf dem Mond hinterlässt. Und aus dem Umstand, dass die Masten von Schiffen langsam hinter dem Horizont verschwinden – was sich nur mit einer gekrümmten Erde erklären lässt. Für ihn und für diverse seiner Vorgängerinnen und Vorgänger galt die Kugel außerdem als vollkommene Form. Und da man davon ausging, dass das Universum von einem göttlichen Prinzip optimal geordnet wurde, war das ein weiterer Grund dafür, dass die Erde kugelrund sein muss.

Attraktive Schwerkraft

Dass die antiken Denkerinnen und Denker sowie Naturforscherinnen und Naturforscher damit gar nicht falschlagen, hängt mit dem zusammen, was uns verlässlich immer wieder auf den Boden der Tatsachen holt: mit der Schwerkraft. Planeten entstehen aus Gas- und Staubpartikeln, die junge Sterne umschwirren. Diese Partikel ziehen einander an, bleiben aneinander haften und ballen sich zu immer größeren Körpern zusammen. Und je größer diese Klumpen werden, desto stärker wird die Schwerkraft dieser jungen Himmelskörper. Dadurch ziehen sie immer weitere und größere Stücke an.

Zugleich wächst auch die Gravitation, die sich auf ihr eigenes Zentrum richtet. Denn ab einer bestimmten Größe eines Körpers werden alle Massen zu seinem Mittelpunkt gezogen. Und weil die Attraktion der Schwerkraft gleichmäßig nach allen Seiten auf die Materie wirkt – ähnlich wie sich um Straßenmusikerinnen und -musiker auf einem Marktplatz Kreise von Zuschauenden bilden –, werden zuvor unförmige Klumpen immer runder und runder. Und schließlich kugelförmig.

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