Ratgeber und Tipps
AdBlue ist für moderne Diesel mit SCR-Katalysator unverzichtbar: Es wandelt schädliche Stickoxide in harmlosen Wasserdampf und Stickstoff um. Betroffen sind etwa zehn Prozent der Pkw in Deutschland (v. a. Euro 6) sowie fast alle Lkw, landwirtschaftliche Maschinen und Fahrzeuge von Polizei, Rettungsdienst und ÖPNV.
Jetzt Kontakt aufnehmenEs droht zwar kein allgemeiner Stillstand, aber ist der Tank leer, stehen Selbstzünder mit SCR-System still. Damit auch niemand auf die Idee kommt, ohne den vorgeschriebenen Harnstoff zu fahren, haben die Hersteller über alle Fahrzeugmarken hinweg verschiedene Eskalationsstufen in ihre Bordsysteme integriert:
Diese Sanktionen haben einen triftigen Grund: Ohne AdBlue erfüllen die Diesel nicht mehr die gesetzlich vorgeschriebene Abgasnorm und sind dann unter Umständen sogar als Euro-0-Fahrzeuge unterwegs.
AdBlue fährt für die Umwelt mit: Die Lösung reduziert bei der selektiven katalytischen Reduktion den Stickoxid-Ausstoß von Selbstzündern um bis zu 90 Prozent. Dies geschieht in drei Schritten:
Anfangs waren hauptsächlich Nutzfahrzeuge mit SCR-Technologie und AdBlue unterwegs. Als im September 2014 in Europa die Euro 6-Norm eine weitere Reduktion der Stickoxid-Emission forderte, standen Pkw-Hersteller vor einem Problem. Neuwagen sind auf Effizienz getrimmt und sollen so wenig Kraftstoff wie möglich verbrauchen. Doch je besser die Verbrennung läuft, desto höher sind die Temperaturen und in der Folge bilden sich mehr Stickoxide.
SCR-Katalysatoren sind die Lösung und werden seither auch in Pkw eingesetzt. Das System macht es möglich, dass die Diesel den vorgeschriebenen Ausstoß von höchstens 8 Gramm Stickoxid auf 100 Kilometern einhalten und dennoch spritsparend unterwegs sind.
Harnstoff und destilliertes Wasser sind die einzigen Komponenten der blauschimmernden Flüssigkeit namens AdBlue – da müsste man das Gemisch doch eigentlich auch selbst herstellen oder wenigstens auf günstige No-Name-Produkte zurückgreifen können? Bitte nicht! Das kann gravierende Folgen für das Fahrzeug haben und zu kostspieligen Reparaturen führen.
Urin ist keine Lösung
Die synthetisch hergestellte Flüssigkeit besteht zu 32,5 Prozent aus hochreinem Harnstoff. Doch auch wenn es der Name nahelegt, mit Pipi hat das synthetische Produkt wenig gemein: Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Die übrigen fünf Prozent sind Stoffwechselprodukte, organische Säuren, Hormone, wasserlösliche Vitamine, organische und anorganische Salze sowie Farbstoffe, die im SCR-Katalysator nichts verloren haben. Harnstoff ist im Urin nur in sehr geringer Konzentration enthalten. Die für die Stickoxid-Umwandlung nötige Menge herauszufiltern, ist unmöglich.
AdBlue ist ein eingetragenes Warenzeichen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Der geschützte Handelsname steht für den Harnstoff AUS 32. Aber auch wenn man meinen könnte, mit einem No-Name-Produkt Kosten zu sparen, ist dies keine Alternative. Die Autohersteller warnen in den Betriebsanleitungen ausdrücklich davor, denn die Verwendung von minderwertigem Diesel-Zusatz kann den SCR-Katalysator und andere wichtige Bauteile beschädigen − außerdem ist dann die Hersteller-Garantie des Autos gefährdet.
Nur Produkte mit dem offiziellen AdBlue-Schriftzug gewährleisten, dass die Normen ISO 22241-1 bis 22241-4 erfüllt sind. Diese haben die Norm DIN 70070 ersetzt, welche zuvor der Standard für die synthetische Lösung war.
AdBlue zu deaktivieren ist in Europa illegal – auch, wenn es technisch möglich ist. Es ist aber kein Kavaliersdelikt: Eine Manipulation ist ein ernsthafter Verstoß gegen die Umwelt und wird mit hohen Geldstrafen geahndet. Zudem erlischt mit der Einflussnahme auf das System die Betriebserlaubnis. Wer AdBlue abschaltet, schadet der Umwelt, sich selbst und anderen.
Nein, Sie können leere Flaschen problemlos über den Hausmüll entsorgen. Da der hoch konzentrierte Harnstoff aber potenziell wassergefährdend ist, sollten Sie große Mengen zum Wertstoffhof bringen. Auch das Einatmen ist nicht ratsam, da die synthetische Substanz die Bronchien reizen kann; genau wie Haut oder Augen. Bei Kontakt sollten Sie die Flüssigkeit sofort mit viel Wasser abwaschen. Und wenn etwas auf das Fahrzeug tropft, empfiehlt es sich ebenfalls, die Lösung schnell zu entfernen, da sie eine korrosive Wirkung hat.
Der Verbrauch hängt stark von der eigenen Fahrweise, dem Modell und den Verkehrsbedingungen ab. Laut Herstellerangaben verbrauchen Diesel-Pkw etwa 1 bis 1,5 Liter auf 1.000 Kilometern. Blinkt die Warnleuchte auf, haben Sie in der Regel noch einen Puffer von 2.000 Kilometern, bis der Tank völlig leer ist. Dann wird es aber höchste Zeit …
Wenn Sie unterwegs sind, ist es am bequemsten, eine AdBlue-Tankstelle mithilfe einer App zu lokalisieren. Den besten Preis für den blauen Zusatzstoff finden Sie bei Apps unabhängiger Anbieter.
Der Versuch, lediglich Wasser in den Tank zu füllen oder die bläuliche Flüssigkeit damit zu verdünnen, mag das Bordsystem vielleicht kurzfristig überlisten. Ratsam ist das auf keinen Fall. Selbst mit destilliertem Wasser kann es zu Funktionsstörungen des SCR-Systems kommen – und dann greift womöglich auch die Hersteller-Garantie nicht mehr.
Die Hersteller haben AdBlue-Tanks in der Regel so bemessen, dass eine Füllung bis zur nächsten Inspektion reicht, damit der Behälter bequem in der Werkstatt wieder vollgemacht werden kann. Der Diesel-Reiniger lässt sich aber auch auf eigene Faust nachfüllen – das ist nicht nur kostengünstiger, sondern auch einfach.
Die hauseigenen Lager mit AdBlue für die kommenden Jahre aufzufüllen, ist – ganz abgesehen vom sozialen Aspekt – ebenfalls keine Alternative: Das Produkt ist zwar mindestens ein Jahr haltbar, dann beginnt es aber, sich zu zersetzen. Es erfüllt dann nicht mehr seinen Zweck und kann der Technik sogar schaden. Gegen ein paar Extra-Liter im Keller, Kofferraum oder in der Garage spricht jedoch nichts. Die Flüssigkeit sollte an einem dunklen sowie gut belüfteten Ort stehen und vor Temperaturen über 30 Grad geschützt werden. Die ideale Lagertemperatur liegt zwischen -5 und 20 Grad.