Brandschutz
In Krisen kommt Brandschutz oft zu kurz. Lesen Sie hier, warum das ein Fehler ist und wie Sie ihn vermeiden.
Zum Blog Wissen kompaktDie Coronakrise stellt nicht nur das private Leben, sondern auch den Arbeitsalltag auf den Kopf. In vielen Unternehmen befindet sich ein Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice oder in Kurzarbeit. Dort, wo noch vor Ort gearbeitet wird und vielleicht sogar Kundenverkehr herrscht, wird alles getan, um ausreichende Abstände zu gewährleisten. Ein Problem dabei: Der Brandschutz fällt oft unter den Tisch.
Dabei besteht in vielen Krisensituationen ein höheres Risiko für Brände. Zudem erschweren es ungewohnte Rahmenbedingungen meist, vorgeschriebene und notwendige Schutzmaßnahmen einzuhalten.
Schließlich konzentrieren sich Verantwortliche in Krisen – ob es sich nun um eine Pandemie oder Hochwasser handelt – oft automatisch auf andere Dinge. Das beobachtet Brandschutzsachverständiger Thorsten Kühn in der aktuellen Situation häufig: „Ich glaube, kaum ein Unternehmen hat sich bei der Entscheidung, wer ins Homeoffice oder in Kurzarbeit geht, Gedanken darüber gemacht, ob noch genügend Brandschutzhelfer, Ersthelfer oder Evakuierungshelfer im Unternehmen sind.“ Auch würden Rettungswege häufig durch Pfosten und Bänder eingeschränkt, um den vorgeschriebenen Abstand zu gewährleisten, und bei der Bevorratung von zusätzlichen Desinfektionsmitteln die maximal zulässigen Brandlasten nicht beachtet.
Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sind von der Krise überrumpelt. Das ist einerseits verständlich. Andererseits weist Thorsten Kühn darauf hin, dass es seit vielen Jahren ein Handbuch zur betrieblichen Pandemieplanung vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt, das Unternehmen für die Krisenplanung eine Handlungshilfe zur Verfügung stellt. Zusätzlich schreiben die Berufsgenossenschaften seit Jahrzehnten vor, dass Unternehmen unter Beachtung von §10 des Arbeitsschutzgesetzes Maßnahmen für den Fall von gefährlichen Störungen des Betriebsablaufs zu planen, zu treffen und zu überwachen haben.
Trotzdem seien, so der Experte, in erster Linie große Konzerne mit eigener Werksfeuerwehr in der aktuellen Krise gut vorbereitet. Das liege auch daran, dass eine solche Werksfeuerwehr alle fünf oder spätestens zehn Jahre ihrer übergeordneten Behörde einen Bedarfs- und Entwicklungsplan vorlegen muss, in dem sie beschreibt, wie sie sich mit dem Schutz kritischer Infrastruktur auseinandersetzt.
Was viele nicht wissen: Sich mit Krisenprävention zu befassen und am Implementieren vorbeugender Maßnahmen mitzuwirken, gehört laut den geltenden Regelwerken zu den besonderen Aufgaben jedes Brandschutzbeauftragten.
Dabei geht Krisenprävention über den Bereich des vorbeugenden Brandschutzes hinaus. Für Thorsten Kühn bedeutet das in erster Linie, mit Personen aus unterschiedlichen Abteilungen einen betrieblichen Gefahrenabwehrplan zu entwickeln. Dieser könne unterschiedliche Formen annehmen. Zum Beispiel biete es sich an, verschiedene Szenarien im Teil C der Brandschutzordnung zu beschreiben und von dort aus auf Verfahrensanordnungen zu verweisen, die das Unternehmen für sich aufgestellt habe.
Außerdem bestehe die Möglichkeit, das vorhandene Brandschutzkonzept zu einem ganzheitlichen betrieblichen Brandschutzkonzept umzuschreiben oder sogar, je nach Größe des Unternehmens und eigener Ressourcen, ein Brandschutzmanagement zu entwickeln. Eines sei in jedem Fall wichtig: Bei Schulungen von Brandschutzbeauftragten müsse das Thema Krisenprävention eine wichtige Rolle spielen.
Abgesehen vom vorbeugenden Brandschutz hat Thorsten Kühn Tipps, wie Unternehmen in der aktuellen Krise das Thema Brandschutz mitdenken.
Wer die angeführten Tipps beachtet, hat gute Chancen, ohne Brand durch die Krise zu kommen. Thorsten Kühn warnt aber vor der Einstellung „Jetzt ist alles gut gegangen – dann kann ich so weitermachen wie bisher“.
Denn allein in Anbetracht des Klimawandels sei es dringend geboten, verstärkt Wert auf vorbeugenden Brandschutz und allgemein auf Krisenprävention zu legen. Nur so lässt sich dafür sorgen, dass in zukünftigen Krisen Menschenleben und wertvolle Infrastruktur bestmöglich geschützt sind.
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