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Soziale Medien

Social-Media-Glossar: Von AMA bis XOXO

Netzsprache: Was hinter Doxing, Sockenpuppen oder Whataboutism steckt.

16. Juni 2022

Die sozialen Medien entwickeln sich stetig weiter, und so sprießen fortwährend neue Begriffe oder Abkürzungen aus dem Boden, deren Bedeutung nicht immer unmittelbar klar ist. Unser Glossar bringt Licht ins Dunkel.

 

afk

Das Kürzel „afk“ steht für „away from keyboard“. Chat- oder Gamingpartnerinnen und -partner wollen damit kurz und knapp mitteilen, dass sie gerade „weg von der Tastatur“ sind und daher nicht antworten können – vielleicht weil gerade der Pizzabote oder die Gorillas-Fahrerin vor der Tür steht.

 

AMA

AMA ist die Abkürzung für „ask me anything“ (zu Deutsch „frag mich alles“). Wie der Name schon sagt, steht es für ein interaktives Format, in dem eine Person – meist in Echtzeit – Fragen beantwortet: beispielsweise Spieleentwicklerinnen und -entwickler, Prominente, Influencerinnen und Influencer, Politikerinnen und Politiker oder andere Menschen, die etwas Besonderes machen oder erlebt haben. Ersonnen wurden Konzept und Name auf dem Link- und Diskussionsportal Reddit. Das ging 2012 im Ansturm der Nutzerinnen und Nutzer kurzzeitig in die Knie, als sich der damalige US-Präsident Barack Obama in einem AMA den Fragen der Netzbewohnerinnen und -bewohner stellte. Ursprünglich rein textbasiert, lassen sich Menschen mittlerweile auch in Streams und Livevideos mit allen möglichen Fragen löchern.

 

Clickbait

„Dieser Mann half einem obdachlosen Mädchen. Was er dafür bekam, ist das schönste Geschenk der Welt.“ „Arbeitgeber sorgt sich um Angestellten und ruft die Polizei. Der Grund ist unglaublich!“ Wer auf solche Überschriften klickt und dann von den Geschichten dahinter eher ernüchtert ist, hat einen Clickbait (zu Deutsch „Klickköder“) geschluckt. Die dramatischen, emotionalen oder reißerischen Überschriften sollen Menschen auf Internetseiten locken, um deren Aufrufe und damit Werbeeinnahmen zu steigern. Das Prinzip hinter dem Klickköder wurde allerdings nicht erst mit Maus und Modem erfunden. Mit Überschriften wie „Prinz William: Schock zum 38. Geburtstag! Wird er seine Lieben nie wiedersehen?“ (Auflösung: Der britische Prinz trägt manchmal Brille) verkauft die Klatschpresse seit über einem halben Jahrhundert ihre goldenen Blätter.

 

Cringe

Der englische Ausdruck „cringe“ bedeutet wörtlich so viel wie „zusammenzucken“ oder „erschaudern“. Also das, was man unwillkürlich tut, wenn man etwas sehr unangenehm oder peinlich findet. Beispielsweise wenn Menschen älteren Semesters mit Internetslang um sich werfen, um ihre Jugendlichkeit unter Beweis zu stellen. Als Ausdruck für Fremdscham hat sich „cringe“ oder „cringy“ in den letzten Jahren in der Netzsprache eingebürgert und wurde 2021 zum Jugendwort des Jahres gewählt.

 

Doxing

Doxing (von der englischen Abkürzung für „documents“ = Dokumente) bezeichnet die gezielte Offenlegung von identifizierenden Informationen über eine Person im Internet: Adresse, Arbeitsplatz, Telefonnummer oder andere personenbezogene Daten. Wer Doxing betreibt, will die betroffenen Personen damit bloßstellen oder einschüchtern – indem man mit diesen privaten Informationen anderen Nutzerinnen und Nutzern Munition für weitere Attacken gegen diese Menschen liefert.

 

Flame

Nach den englischen Begriffen für „Flamme“ und „aufflammen“ steht ein Flame für einen provozierenden Kommentar in Chats und Diskussionsforen. Ein Flamer ist also ein Zündler, der vorsätzlich einen Disput anfachen oder befeuern will. Lassen sich viele andere Nutzerinnen und Nutzer anstecken, kann sich eine entspannte Diskussion zu einem Flame-War auswachsen, in dem sich die Streithennen und -hähne gegenseitig beleidigen oder ihre Positionen mit unsachlichen Argumenten belegen. In den Kommentarbereichen von Onlinemedien wird gezieltes Flamen aber zumeist von Moderatorinnen und Moderatoren gelöscht, bevor es sich zum Flächenbrand auswachsen kann.

Foodporn

Nie sahen Erdbeeren saftiger, Cupcakes appetitlicher, Brotkrusten knuspriger und Schokomuffins verlockender aus: Wem bei den schick gefilterten und glamourös inszenierten Essensfotografien der eigenen Social-Media-Freundinnen und -Freunde das Wasser im Munde zusammenläuft, hat es mit einem Fall von Foodporn zu tun. Nahrungsmittel werden hier also ähnlich anregend in Szene gesetzt wie in anderen Kontexten unbekleidete Körper. Wer notorisch Foodporn postet, feiert wahlweise seinen erlesenen Geschmack, seine sensationelle Kochkunst oder mag es, anderen den Mund mit Dingen wässrig zu machen, in die man selbst gleich hineinbeißen wird. Zumindest wenn der Jahrhundert-Burger über der ganzen Fotografiererei nicht kalt und labbrig geworden ist.

 

POV

POV ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck „point of view“, was sich als „Blickpunkt“, „Standpunkt“ oder „Perspektive“ übersetzen lässt. POV-Videos sind bei Instagram und TikTok sehr verbreitet und kommen in unterschiedlichen Varianten. Entweder wurden sie aus dem Blickwinkel der Macherinnen und Macher aufgenommen – man erlebt also beispielsweise spektakuläre Ski- oder Mountainbike-Abfahrten aus der Ego-Perspektive. Oder die Creator agieren, als ob ihnen keine Kamera, sondern eine Person gegenübersteht. Sie binden also die Zuschauenden als Mitspielende in das Video ein. Ob man das überzeugend oder unterhaltsam findet, ist eine Frage der eigenen Perspektive.

 

Prank

Prank ist der englische Begriff für „Streich“. Es steht für Videos, in denen Menschen hereingelegt, erschreckt oder anderweitig aufs Glatteis geführt werden. Auch sie sind auf TikTok oder YouTube sehr beliebt – besonders rund um Halloween. Die Prankster betreiben dabei teils einen ähnlich großen Aufwand wie „Verstehen Sie Spaß?“, gehen aber gelegentlich etwas weiter über Geschmacksgrenzen hinaus.

 

Sockenpuppe

Wenn Nutzerinnen oder Nutzer sich Fake-Accounts erstellen, um den eigenen Argumenten bei Onlinediskussionen mehr Gewicht zu verleihen, dann haben sie sich eine digitale Sockenpuppe auf die virtuellen Hände gezogen.

 

Whataboutism

Der Ausdruck „Whataboutism“ lässt sich mit „Und-was-ist-mit-ismus“ übersetzen und bezeichnet ein Ausweichmanöver im Dialog. Statt auf eine kritische Aussage einzugehen, wird mit einem Gegenproblem oder einer Gegenfrage gekontert. Jemand sagt: „Frauen sollten beruflich die gleichen Chancen haben wie Männer.“ Die Antwort der anderen Seite: „Aber was ist mit Männern, die als Kita-Erzieher oder in anderen Frauenberufen nicht akzeptiert werden?“ Whataboutism vergleicht also Äpfel mit Birnen, die aber ein wenig apfelförmig sind – um die Aussage des Gegenübers zu relativieren, sie oder ihn unter Zugzwang zu setzen und so vom eigentlichen Thema abzulenken. Dieser Taktik begegnet man gerade in sozial-medialen Diskussionen zu Klimakrise, Verkehrswende oder Geschlechtergerechtigkeit immer wieder. Ein paar Tipps, wie man mit Whataboutism umgehen kann, finden sich hier.

 

XOXO

XOXO steht in Chats und Nachrichten als Grußformel für „Kisses and Hugs“ – also „Küsse und Umarmungen“. Ausnahmsweise liegen diesem Kürzel keine Begriffe zugrunde. Vielmehr muss man die Buchstaben als Bilder betrachten: Mit genug Fantasie lässt sich das X als gespitzter Mund deuten, also als Kuss. Noch weiter um die Ecke gedacht wird aus dem O eine umfassende Umarmung. Wer XOXO schreibt, schickt also genau genommen eine doppelte Portion Zuneigung.

 

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