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Remote inspection

Fliegende Augen und smarte Brillen

17. Februar 2022

Drohnen stehen bei Profis in steigendem Kurs: Filmemachende, Fotografinnen und Fotografen oder Archäologinnen und Archäologen lassen sich bei der Arbeit von fliegenden Augen unterstützen. Aber auch bei Prüfungen können Drohnen neue Perspektiven eröffnen. TÜV NORD lotet in einem Innovationsprogramm aus, wo sich diese oder andere Remote-Inspection-Technologien künftig sinnvoll verwenden lassen.

Wenn man Steffen Schröder während eines Teams-Meetings nach einer Drohne fragt, dann verschwindet er mit seinem Headset einen Moment aus dem Bild und hält kurz darauf verschiedene Modelle in die Kamera: eine mit Vierfachzoom, mit Sechsfachzoom oder mit Wärmebildkamera. Im „Drohnenpark“ des Industrie-Bereichs von TÜV NORD gibt es kleine Versionen zum Üben und große für den Inspektionseinsatz. Die fliegenden Augen wiegen zwischen 249 Gramm und sieben Kilogramm. Mitarbeitende können sich die Drohnen für ihre Einsätze ausleihen. „Wir schauen uns den gesamten Bereich unserer Inspektionsdienstleistungen an, immer mit der Frage: Wie können wir die Kolleginnen und Kollegen vor Ort bestmöglich unterstützen?“, sagt Innovationsmanager Steffen Schröder. „Der Einsatz von Drohnen erweitert unsere Inspektion mit Perspektiven, die sonst nur unter erhöhtem Aufwand durch Gerüste oder Klettern zu erreichen sind“, sagt Sören Schwartz aus dem Bereich Fliegende Bauten in Essen.

Achterbahn von oben

So können Achterbahnen aus der Luft begutachtet werden. Oder eine Windenergieanlage. Ohne dass Industriekletterer und -kletterinnen schwindelnde Höhen hinaufkraxeln müssen. Zehn Pilotinnen und Piloten sind im Bereich Industrie bereits ausgebildet. Weitere sollen folgen.

Eine Drohne zu steuern ist kein Hexenwerk, ein bisschen damit beschäftigen muss man sich aber schon. Wo darf ich fliegen? Was muss ich bei der Wahrung von Persönlichkeitsrechten beachten? „Wichtig ist unter anderem der Abstand zu unbeteiligten Personen, zu Bebauung, Verkehrswegen und Flugverbotszonen. Hier gilt es, sich im Voraus gut vorzubereiten, die lokalen Gegebenheiten zu kennen und sich mit der zuständigen Landesluftfahrtbehörde auszutauschen, falls Ausnahmegenehmigungen für den Aufstieg erforderlich sind“, sagt Steffen Schröder. Nicht zuletzt spielt auch das Wetter eine bedeutende Rolle. Ein wenig Wind sei für aktuelle Drohnen kaum ein Problem, erklärt der Innovationsmanager. „Regentropfen auf der Kameralinse können jedoch sehr schnell dazu führen, dass man Details nicht mehr ausmachen kann.“

Die Ideen und Anwendungsfälle für den Drohneneinsatz kommen dabei direkt von den Mitarbeitenden selbst, wie Schröder erzählt. Zum Beispiel in der Inspektion von Blitzschutzanlagen auf großen, schwer zugänglichen Dachflächen wurde die Drohne bereits erfolgreich getestet.

Unterstützung von der anderen Seite des Erdballs

Es geht bei der Remote Inspection aber nicht nur darum, Höhen zu überwinden, sondern auch große Entfernungen. So müssen Sachverständige nicht jedes Mal um die halbe Welt fliegen. Das spart viel CO2. „Das Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele ist ohne Remote Inspection kaum denkbar“, sagt Carsten Becker, Leiter Innovation im Geschäftsbereich Industrie Service bei TÜV NORD. Das Vorgehen ist im Kern immer gleich: Jemand vor Ort nimmt jemanden per Video und Audio mit. Mit Smartglasses, dem Smartphone oder browserbasiert: Jeder und jede kann teilnehmen. Dabei lassen sich eine Vielzahl von Videoquellen einbinden, etwa das Videosignal einer Digitalkamera oder ein Mikroskop mit Videoausgang. „Diese Personen gehen mit Brille oder Smartphone in die Anlage und werden durch die Expertinnen und Experten im Büro geführt“, beschreibt Schröder das Prinzip. Ein Beispiel für eine von TÜV NORD angebotene Remote-Dienstleistung sind die Fertigungsstättenüberwachungen im Rahmen der Produktprüfung. Das Livebild und Dateien, etwa aufgenommene Bilder, werden dabei stets Ende-zu-Ende-verschlüsselt übertragen. So ist sichergestellt, dass auf dem digitalen Weg um die Welt keine Unternehmensgeheimnisse ausspioniert werden können.

Inspektion auf dem Smartphone

Sitzen die Expertinnen und Experten beispielsweise in Deutschland oder den Niederlanden, die Produktion aber in Korea, Indien, China oder der Türkei, sparen Remote-Einsätze Zeit und Geld. Und die geprüften Maschinen und Anlagen sind schneller wieder einsatzfähig. Vielerorts wollen Auftraggebende auch sehen, was passiert. Sie können sich bei der Remote Inspection aus ihren Büros oder mit ihren Smartphones zuschalten und live bei der Inspektion dabei sein.

Mehr als 40 in Workshops entwickelte Anwendungsfälle für die Remote Inspection überprüft der Industrie-Bereich von TÜV NORD derzeit. Bis Ende 2022 sollen die vielversprechendsten feststehen. Beim Einsatz von Drohnen sieht Steffen Schröder neben Schornsteinen und Windenergieanlagen Freizeitparks weit vorne.

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