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Einfach machen: Erfolgreich vom Azubi zur Ausbilderin
Berufliche Perspektive

Erfolgreich vom Azubi zur Ausbilderin

3. Mai 2017

Die Zeche Zollverein, einst eine der größten Steinkohlezechen der Welt, ist heute berühmtes Industriedenkmal und gehört zum Welterbe der UNESCO. Hier gibt TÜV NORD Bildung Menschen eine neue berufliche Perspektive – Menschen wie Diana Willeke, die vor zwanzig Jahren eine Ausbildung zur Tischlerin machte. Inzwischen gibt sie ihr Wissen an den Nachwuchs weiter. Eine Erfolgsgeschichte.

Was aus ihr einmal werden soll, dass wusste Diana Willeke mit 18 Jahren nicht so genau. Nur bei einer Sache war sich die frisch gebackene Abiturientin sicher: Studieren? Auf keinen Fall. 1976 im sächsischen Bautzen geboren, besuchte Diana Willeke eine Sportschule in Leipzig, eine sportliche Karriere als Judoka war nicht ausgeschlossen. Doch der Traum zerplatzte aus vielen Gründen – und um überhaupt irgendwas zu machen, entschied sich Diana Willeke für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Statt sich danach weiter um die berufliche Zukunft in ihrer ostdeutschen Heimat zu kümmern, folgte sie lieber ihrem Herzen, und zog ohne berufliche Perspektive zu ihrem Freund nach Essen.

Durch Zufall landete sie bei einem Ausbildungssonderprogramm der RAG Bildung – einem Tochterunternehmen der Ruhrkohle AG (RAG), die fast 30 Jahre lang bis zur Stilllegung 1986 Steinkohle in der Essener Zeche Zollverein förderte. Das Unternehmen nutzte ein altes Nebengebäude auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks als Ausbildungszentrum: Jugendliche konnten dort nach ihrem Schulabschuss eine Lehre beginnen. Elektrotechnik kam für Diana Willeke nicht in Frage das war schon in der Schule nicht so ihre Sache. Aber was ihr Spaß gemacht hatte, war der Werkunterricht – mit den Händen arbeiten, dass konnte sie gut. Also eine Ausbildung zur Tischlerin. Ihre Devise: „Einfach machen.“

Heute, über zwanzig Jahre später, kommt Diana Willeke immer noch jeden Tag in die Lehrräume des Bildungszentrums. Doch inzwischen ist viel passiert: Die 41-Jährige ist viele Stufen auf der Karriereleiter bis zur Meisterin und Ausbilderin ganz nach oben geklettert, auch wenn es kurzzeitig gar nicht danach aussah. „Direkt nach meiner Ausbildung war ich sogar erstmal arbeitslos“, erzählt sie. Die freie Zeit vertrieb sie mit Heimwerken, bastelte an einer selbstgemachten Garderobe. Ein Brett fehlte. Statt in den Baumarkt zu fahren, schaute sie lieber bei ihrem ehemaligen Meister Martin Janicki vorbei, mit dem sie sich schon während der Lehre gut verstanden hatte. Von ihm bekam sie nicht nur ein Brett, sondern eines Tages auch ein Jobangebot. „Ob ich nicht Ausbilderin werden möchte, fragte er“, erzählt Diana Willeke. Sie wollte. Ausbildungsschule und Meisterprüfung folgten, heute sitzt sie zusammen mit ihrem einstigen Ausbilder und einer weiteren Kollegin in einem gemeinsamen Büro. Gemeinsam bildet das Trio insgesamt vier Umschulungsgruppen aus, denn nicht nur Diana Willeke hat sich verändert, sondern auch das Bildungszentrum.

2010 übernahm TÜV NORD das Tochterunternehmen von der RAG und damit auch den Standort auf dem Bergwerksgelände in Essen. Im Kompetenzzentrum Zollverein hilft TÜV NORD Bildung seitdem Schülerinnen und Schülern bei der schwierigen Frage, welcher Beruf zu ihnen passt, und bietet Seminare und Lehrgänge zur beruflichen Weiterbildung an. Der Fokus liegt jedoch seit einigen Jahren auf Umschulungen: Neben der Umschulung zur Tischlerin und Tischler zählen unter anderem auch die Berufe Mechatronikerin und Mechatroniker, Technische Produktdesignerin und Technischer Produktdesigner, Elektroanlagenmonteurin und Elektroanlagenmonteur sowie Anlagenmechanikerin und Anlagenmechaniker zum Angebot.

Eine klassische Ausbildung, so wie Diana Willeke sie einst absolviert hat, gehört nicht mehr dazu. Stattdessen richtet sich der Service in erster Linie an Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen haben. Menschen, die ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können, weil sie vielleicht gesundheitlich nicht dazu in der Lage sind oder ihnen entscheidende Kompetenzen fehlen.

Zu Diana Willekes Schützlingen gehören derzeit insgesamt 21 Tischler-Umschüler, der Jüngste ist 26 Jahre alt, der Älteste 53. Manche habe gar keine Ausbildung, einer von ihnen ist mit 17 Vater geworden und dann ohne Abschluss in der Tasche jobben gegangen. Ein anderer hat sein Geld als Barkeeper verdient, der nächste ist eigentlich gelernter Dachdecker, einige haben ihre Lehren abgebrochen. So unterschiedlich die Umschüler sind, alle habe eines gemeinsam: Sie hoffen auf neue Chancen und neue Möglichkeiten. Und genau das liebt Diana Willeke an ihrem Job als Ausbilderin – sie schätzt die Wissbegierde ihrer „Schützlinge“, ihr macht es Spaß, ihnen etwas beizubringen und sie vor allem weiterkommen zu sehen.

„Mein Bastlertrieb ist einfach nicht zu stoppen.“

Diana Willeke

Alles, was sie dafür braucht, gibt es im Kompetenzzentrum. Während sich die Lehrräume für die anderen Berufe in den oberen Etagen befinden, lernen die Tischler im Erdgeschoss des Gebäudes ihr Handwerk. Schließlich kann es hier auch richtig laut werden, wenn im Maschinenraum meterlange Bretter zersägt oder gefräst werden. Schützende Kopfhörer zählen deshalb neben einer eigenen Werkbank und dem Werkzeug zur Grundausstattung für die angehenden Tischler. Der einzige pinkfarbene Gehörschutz gehört Diana Willeke. Doch empfindliche Nasen brauchen eher einen Geruchs- als einen Gehörschutz. Überall riecht es nach Lacken, Leim und Holz – Gerüche, die Diana Willeke gar nicht mehr bewusst wahrnimmt. Dagegen ist sie so sehr Profi ihres Fachs, dass sie die verschiedenen Hölzer nicht nur an ihren unterschiedlichen Farben und Maserungen erkennen kann, sondern sogar mit geschlossenen Augen nur am Duft. „Eiche hat zum Beispiel einen ganz charakteristischen säuerlichen Geruch“, erklärt sie. Kiefer riecht eher harzig, Teak is ledrig und Palisander schnuppert süßlich.

Klar ist: Mit der Tischlerei hat Diana Willeke ihre Passion gefunden. Eine Leidenschaft, mit der sie auch ihre Umschüler ansteckt. Davon zeugt ein kleines Regal in ihrem Büro: Neben bunten Tierchen aus Ü-Eiern sitzen kleine Holzfigürchen, liebevoll gefertigte Abschiedsgeschenke der Azubis. Doch selbst nach Feierabend bekommt Diana Willeke vom Werkeln nicht genug: „Mein Bastlertrieb ist einfach nicht zu stoppen.“ Vor kurzem gefiel ihr der große Übertopf für eine Zimmerpflanze nicht. Statt ein teures, neues Modell zu kaufen, baute sie sich ihren Wunsch-Topf lieber selbst. Diana Willeke bleibt sich treu: Einfach machen.

NEUE PERSPEKTIVEN

Von A wie Altenpfleger/in bis Z wie Zerspanungsmechaniker/in: TÜV NORD Bildung, ein Tochterunternehmen der TÜV NORD GROUP, bietet rund 30 verschiedene Umschulungen für Menschen an, die bereits einen Berufsabschluss haben und zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können.

Mehr über die Möglichkeiten zur beruflichen Umorientierung finden Sie hier.

Was ist die „Zeche Zollverein“?

Über 130 Jahre förderte das Essener Bergwerk „Zeche Zollverein“ Steinkohle – seit 1986 sind die letzten Förderanlagen stillgelegt. Doch statt die Schächte verschwinden und die Fördergerüste abreißen zu lassen, ist das Bergwerk bis heute als Industrie- und Architekturdenkmal erhalten. Die UNESCO kürte die Anlage im Ruhrgebiet 2001 zum Weltkulturerbe und „das aus gutem Grund“, wie die Stiftung Zollverein auf ihrer Website mitteilt: „Die Zeche Zollverein ist ein Meisterwerk der Bergwerkarchitektur und komplett erhaltenes Gesamtkunstwerk.“ Etwa 1,5 Millionen Gäste aus der ganzen Welt besuchen das ehemalige Steinkohlebergwerk jährlich.

Mehr Informationen über die „Zeche Zollverein“ finden Sie hier.

Zeche Zollverein