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Steckbrief

Gabriel Brass: Der Trainer für Robo-Reporter

09. Januar 2020

Updates zum aktuellen Gesundheitszustand jedes Bundesligaspielers gibt es wie Sand am Meer und überall im Minutentakt. Im Amateurfußball dagegen finden sich zwar massenhaft Spiele und begeisterte Anhänger, doch Reporter sucht man hier meistens vergeblich. Sportjournalist Gabriel Brass (im Bild der zweite von links) will Vereinen helfen, ihre Spielberichte auf Knopfdruck selbst zu erstellen – mit Roboterjournalismus und der App ReportExpress, die er gemeinsam mit dem Programmierer Rafael Hoyos Kleemann entwickelt hat.

Name:
Gabriel Brass

Alter:
37

Beruf:
Freier Texter, Sportjournalist, App-Entwickler

Website:
www.reportexpress.de

Was ist ReportExpress?
ReportExpress ist eine App, bei der User durch simples Betätigen von Aktions- und Entscheidungsbuttons – sozusagen auf Knopfdruck – voll automatisierte, stilistisch sowie grammatikalisch fehlerfreie Fußball-Spielberichte nach sportjournalistischem Standard erstellen.

Wie ist die Idee entstanden?
Mein Kollege, der Programmierer Rafael Hoyos Kleemann, und ich haben uns die Frage gestellt, wie man die unterrepräsentierte Berichterstattung im Amateurfußball mit digitalen Mitteln auf ein höheres Niveau anheben kann. Also setzten wir uns zusammen und entwarfen ein Konzept für diese Innovation.

Es gibt ja schon diverse Firmen, die Roboterjournalismus auch für Spielberichterstattung anbieten. Was macht ReportExpress anders?
Ja, es existieren bereits Unternehmen, die mit computergenerierten Texten arbeiten, auch im Fußball. Aber es gibt bislang – nach unserer Recherche sogar weltweit – noch keine App, die usergenerierte Fußball-Spielberichte mit Fließtext erzeugt. Das ist auch der große Vorteil unserer App gegenüber der Konkurrenz: Die User entscheiden durch Klicken auf entsprechende Felder, welche Spielszenen wie genau in die Berichte aufgenommen werden sollen. So können auch qualitative Aspekte eines Fußballspiels erfasst und Spielszenen bis ins kleinste Detail wiedergegeben werden. Der App-User, also zum Beispiel der Zuschauer, Fan oder Vereinsberichterstatter, klickt auf Aktions- und Entscheidungsbuttons und erhält zum Abpfiff einen hochwertigen Fließtext, der das entsprechende Spielgeschehen realitätsgetreu abbildet. So kann etwa ein Treffer äußerst ausführlich beschrieben oder die Tor-Vorarbeit exakt geschildert werden. Usergenerierte Computertexte sind somit stets genauer, detaillierter, ausgefeilter, informativer, hochwertiger und schneller.

„In der deutschsprachigen Medienlandschaft besteht noch ein gewisser 'Respekt' vor neuen Ansätzen.“

Gabriel Brass, Sportjournalist und App-Entwickler

Die größte Herausforderung ist …
… dass Medienunternehmen bestehende Vorurteile gegenüber dem Thema Roboterjournalismus ablegen und stattdessen die großen Vorteile aus Kooperationen mit neuen KI-Innovationen wie unserer ReportExpress-App erkennen. Aus unserer Erfahrung besteht derzeit in der deutschsprachigen Medienlandschaft noch ein gewisser „Respekt“ vor neuen Ansätzen. Aber das ist nur eine Frage der Zeit …

Wie soll sich ReportExpress weiterentwickeln?
Sowohl in technischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht existiert ein sehr großes Potenzial an Entwicklungsoptionen. Auf technischer Seite wären zum Beispiel die Integration von Bewegtbild- oder Audio-Features zu nennen – Stichwort Trimedialität –, auf wirtschaftlicher Seite die flächendeckende Vernetzung mit Medienhäusern, Verlagen, Redaktionen etc., auch im internationalen Bereich.

Programmieren ist für mich …
… in meiner Funktion als Textgestalter eine faszinierende Möglichkeit, um mit künstlicher Intelligenz innovative Produkte wie unsere ReportExpress-App entstehen zu lassen.

Welches digitale Produkt muss erst noch erfunden werden?
Im bürokratischen, administrativen Bereich bedarf es meiner Meinung nach noch jeder Menge weiterer sinnvoller Erfindungen und Verwaltungs-Tools, um zeit- und nervenraubende Behördengänge zu minimieren.

Hätten Sie gerne einen Haushaltsroboter?
Manchmal schon, aber ich muss sagen, dass mir Hausarbeit im Großen und Ganzen Spaß macht – wenn man sie zum Beispiel aus dem Blickwinkel eines „sportiven Ereignisses“ betrachtet.

Welche technische Anwendung wird Ihnen immer ein Rätsel bleiben?
Die meisten :-)

Wann waren Sie das letzte Mal 24 Stunden offline?
Die letzten Tage, da ich Urlaub hatte :-)

Urlaub ohne WLAN: Traum oder Albtraum?
Urlaub ohne WLAN ist für mich tatsächlich eher ein Traum. Als Kontrastprogramm zum Büroalltag bin ich gerne in der Natur unterwegs und bin dann auch sehr froh, wenn ich nicht ständig auf mein Handy schauen muss.

Im #explore-Format „Steckbrief“ kommen regelmäßig spannende und inspirierende Menschen aus der digitalen Szene zu Wort: Forscher*innen, Blogger*innen, Start-up-Gründer*innen, Unternehmer*innen, Hacker*innen, Visionäre und Visionärinnen.