Psychologie: Wer friert, fährt riskanter

Warum das Unfallrisiko bei fröstelnden Fahrern steigt

Wenn die Temperaturen in den Keller gehen, sorgt die Heizung im Auto nicht nur für warme Füße, sondern auch für mehr Sicherheit. Das haben US-Psychologen jetzt in einem Test herausgefunden. Die Teilnehmer einer Studie fuhren nämlich wesentlich riskanter, wenn es sie fröstelte. Sie hielten weniger Abstand zum Vordermann und bremsten vor Kreuzungen später ab als Teilnehmer, die bei Wohlfühltemperatur unterwegs waren. In weiteren Untersuchungen zeigte sich, dass weder die Reaktionszeit noch körperliche Geschicklichkeit bei Kälte nachlassen. Die Forscherinnen folgerten, dass die Ursache vielmehr psychologisch begründet ist. Bei den Probanden führte also der Kältestress zu einer geringeren Frusttoleranz und zu aggressiven Reaktionen wie dichtes Auffahren und heftiges Abbremsen.

Dr. Ralf Buchstaller vom TÜV NORD hält das Ergebnis für plausibel: „Die Beobachtungen stimmen mit denen anderer Forscher überein.“ Auch diese kommen zu dem Schluss, dass gestresste Menschen aggressiver und riskanter fahren. Andere Studien ergaben auch, dass die Umgebungstemperatur Psyche und Verhalten beeinflussen kann.

So wird zum Beispiel bei Hitze häufiger gehupt, wenn der Vordermann bei grüner Ampel nicht sofort losfährt. Außerdem steigt bei heißen Temperaturen die Zahl von Gewalttaten, nicht aber die Zahl anderer Verbrechen. „Auch hier geht man davon aus, dass die Temperatur Stress auslöst“, so Buchstaller. „Als Beifahrer sollte man deshalb das Einstellen der Klimaanlage lieber dem Fahrer überlassen“, rät der promovierte Psychologe. „Schon kleine Abweichungen von der Wohlfühltemperatur können große Wirkung haben.“