Geschwindigkeitsrausch

Warum vor allem Männer den besonderen Kick suchen

Das Gaspedal bis zum Bodenblech durchgedrückt, den Körper durch Beschleunigung fest in den Sitz geworfen – und die Landschaft fliegt vorbei wie auf einer ICE Hochgeschwindigkeitsstrecke: Viele Fahrer erleben bei Tempo 200 auf der Autobahn einen ganz besonderen Kick.



Für den Geschwindigkeitsrausch sorgt ein besonderer Hormonmix

Der Puls rast. Das Herz pocht. Beim Autofahren mit hoher Geschwindigkeit jagt das Stresshormon Adrenalin durch den Körper und mobilisiert alle Reserven. Um auf Verletzungen vorbereitet zu sein, setzt das Gehirn zusätzlich Endorphine frei. Diese Glückshormone senken das Schmerzempfinden, fungieren also als körpereigenes Schmerzmittel. Die Kombination beider Hormone erzeugt sowohl Aufregung als auch Glücksgefühle. Das ist der besondere Kick, den viele Menschen suchen, wenn sie mit extrem hohem Tempo über die Autobahn rasen ...

„Speed-Zellen“ – der Tacho im Gehirn

Das wir Geschwindigkeit überhaupt wahrnehmen, verdanken wir den Sensoren in unseren Sinnesorganen. Unsere Geschwindigkeitszentrale sitzt jedoch tief im Inneren des Gehirns, im entorhinalen Cortex. Dort entsteht auch eine innere Landkarte der Umgebung: Spezialisierte Zellen registrieren, wo wir gerade sind und wohin wir uns bewegen. In derselben Hirnregion konnten norwegische Neurowissenschaftler auch sogenannte Speed-Zellen nachweisen – Neurone, die immer dann feuern, wenn der Körper Fahrt aufnimmt. Sie bilden sozusagen den Tacho im Navigationssystem des Gehirns.

Vor allem junge Männer suchen das Risiko

Eine starke Beschleunigung verschafft vor allem Männern Hochgefühle, während die mit der Geschwindigkeit verbundene Gefahr ihren Beifahrerinnen eher den Angstschweiß auf die Stirn treibt.

„Männer neigen eher als Frauen dazu, sich intensiven Reizen auszusetzen und Risiken einzugehen" … erläutert der Psychologe Dr. Ralf Buchstaller von TÜV NORD. „Man spricht dabei von Sensation-Seeking: der Suche nach Stimulation, Abwechslung und Abenteuern." Besonders gern drücken Geschäftsmänner und junge Fahrer aufs Gas. Denn vor allem Geschlecht und Alter beeinflussen, wie schnell und riskant wir fahren.

Im Straßenverkehr sind Hormone keine Überlebenshilfe

Als der Mensch noch in der Wildnis lebte, konnten Hormone wie Adrenalin und Endorphin durchaus das Überleben sichern. Doch im Berufsverkehr nützen diese wenig, so Buchstaller: „Da fahren wir mit 200 Stundenkilometern auf ein Stauende auf." Und das kann leider Folgen haben, die dann auch kein Endorphin-Ausstoß und kein Notbremsassistent mehr mindern kann.