Integration von Klimaaspekten in ISO 22000 und FSSC 22000

28.05.2024 | Integration von Klimaaspekten in ISO 22000/ FSSC 22000: Die Integration von Klimaaspekten in ISO 22000 und FSSC 22000 ist ein entscheidender Schritt, um die Lebensmittelsicherheit in einer sich wandelnden klimatischen Umgebung zu gewährleisten. Erfahren Sie hier mehr über die Hintergründe und was dies für Sie als Unternehmen heißt.

Neuer Fokus auf Klimawandel in der Lebensmittelsicherheit

Lebensmittelsicherheit ist ein zentraler Aspekt der öffentlichen Gesundheit und der globalen Wirtschaft. ISO 22000 und FSSC 22000, beides wichtige Normen für Managementsysteme der Lebensmittelsicherheit, stellen sicher, dass entlang der gesamten Lebensmittelkette hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel haben beide Standards nun auch Klimaaspekte integriert, um die Resilienz und Nachhaltigkeit von Lebensmittelsystemen zu fördern.

Bedeutung der ISO 22000 und FSSC 22000

ISO 22000 und FSSC 22000 legen jeweils die Anforderungen an ein Managementsystem für Lebensmittelsicherheit fest und fußen dabei auf den Grundsätzen des HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Points) und weiteren Elementen von Managementsystemen. Die Norm ist auf alle Organisationen in der Lebensmittelkette anwendbar, von der Landwirtschaft über die Verarbeitung bis hin zum Vertrieb und Verkauf.

Wichtige Änderungen in den ISO 22000 und FSSC 22000 Standards

Am 24. Februar 2024 wurden wichtige Aktualisierungen der ISO 22000 und FSSC 22000 Standards veröffentlicht, die sich erheblich auf das Management der Lebensmittelsicherheit auswirken. Diese Aktualisierungen betreffen speziell die Abschnitte 4.1 und 4.2 der Standards und reflektieren eine entscheidende Entwicklung: die Integration des Klimawandels als bedeutender Faktor in die Managementsystemnormen.

Integration von Klimaaspekten

Die Einbindung von Klimaaspekten in ISO 22000 und FSSC 22000 kann durch mehrere spezifische Maßnahmen erfolgen:

  1. Klimabewusstsein im Risikoanalyseprozess:
    • Unternehmen müssen nun klimabedingte Risiken und Gefahren in ihre Gefahrenanalyse und Risikobewertung einbeziehen. Dies umfasst die Bewertung von Klimaänderungen, die Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit haben könnten, wie z.B. extreme Wetterereignisse, Veränderungen in der Verfügbarkeit von Wasserressourcen und das Auftreten neuer Schädlinge und Krankheiten.
  2. Nachhaltige Beschaffungspraktiken:
    • Nachhaltige Beschaffungspraktiken, die Klimaauswirkungen sind nun zu berücksichtigen. Unternehmen werden ermutigt, Lieferanten auszuwählen, die nachhaltige und klimafreundliche Anbaumethoden praktizieren. Dies hilft, die Gesamt-CO2-Bilanz der Lebensmittelproduktion zu reduzieren.
  3. Energieeffizienz und Ressourcenmanagement:
    • Wichtig sind auch Verbesserung der Energieeffizienz und zur Minimierung des Ressourcenverbrauchs. Dies umfasst Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Produktionsprozessen, zur effizienten Nutzung von Wasser und zur Minimierung von Abfall.
  4. Kontinuierliche Verbesserung und Anpassung:
    • Organisationen müssen ein System zur kontinuierlichen Verbesserung einführen, das auch klimabezogene Anpassungen umfasst. Dies bedeutet, dass Unternehmen regelmäßig ihre Prozesse überprüfen und anpassen müssen, um neue klimabedingte Risiken zu bewältigen und ihre Klimabilanz zu verbessern.
  5. Kommunikation und Schulung:
    • Ein wichtiger Bestandteil der Norm ist die Schulung der Mitarbeiter und die Kommunikation über Klimaaspekte und deren Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit. Mitarbeiter müssen über klimabedingte Risiken informiert und in Maßnahmen zur Minderung und Anpassung geschult werden.

 

Neue Anforderungen gemäß der Londoner Erklärung

Das International Accreditation Forum (IAF) und die International Organization for Standardization (ISO) haben gemeinsam ein Kommuniqué veröffentlicht, das die Notwendigkeit betont, den Klimawandel in den organisatorischen Kontext der Managementsysteme einzubeziehen. Diese Änderungen wurden als Reaktion auf die Londoner Erklärung zum Klimaschutz initiiert, um die Bedeutung des Klimawandels für Organisationen hervorzuheben.

Konkret wurden neue Textpassagen in die Abschnitte 4.1 und 4.2 der Standards ISO 22000 und FSSC 22000 eingefügt. Diese betonen die Notwendigkeit für Organisationen, den Klimawandel als einen externen Faktor zu berücksichtigen, der die Wirksamkeit ihres Managementsystems beeinflussen kann. So wurde beispielsweise im Abschnitt 4.1 festgelegt, dass Organisationen prüfen müssen, ob der Klimawandel ein relevanter Aspekt für ihr Unternehmen ist.

Darüber hinaus erwartet die IAF von zertifizierten Organisationen, dass sie Aspekte und Risiken des Klimawandels in ihre Managementsysteme integrieren. Dies bedeutet, dass der Klimawandel im Rahmen einer Risikobewertung berücksichtigt werden sollte, um die Entwicklung, Aufrechterhaltung und Wirksamkeit der Managementsysteme sicherzustellen. Selbst wenn eine Organisation mehrere Managementsysteme betreibt, sollte der Klimawandel bei jedem einzelnen System in Betracht gezogen werden.

Auswirkungen auf die Lebensmittelindustrie

Die Integration von Klimaaspekten in ISO 22000 und FSSC 22000 hat mehrere positive Auswirkungen auf die Lebensmittelindustrie:

  • Erhöhte Resilienz: Durch die Berücksichtigung klimabedingter Risiken können Unternehmen besser auf klimatische Veränderungen reagieren und ihre Resilienz gegenüber extremen Wetterbedingungen und anderen klimatischen Herausforderungen erhöhen.
  • Nachhaltigkeit: Die Förderung nachhaltiger Praktiken trägt dazu bei, die Umweltauswirkungen der Lebensmittelproduktion zu verringern und die langfristige Verfügbarkeit von Ressourcen zu sichern.
  • Marktvorteil: Unternehmen, die ISO 22000 oder FSSC 22000 mit integrierten Klimaaspekten umsetzen, können sich als umweltbewusste und verantwortungsvolle Akteure positionieren, was ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann.
  • Regulatorische Konformität: Die Einhaltung der aktualisierten Norm hilft Unternehmen, sich auf zukünftige regulatorische Anforderungen vorzubereiten, die zunehmend Klimaschutzmaßnahmen beinhalten.

Lebensmittel müssen auch unter geänderten klimatischen Bedingungen sicher bleiben

Die Integration von Klimaaspekten in ISO 22000 und FSSC 22000 ist ein entscheidender Schritt, um die Lebensmittelsicherheit in einer sich wandelnden klimatischen Umgebung zu gewährleisten. Durch die Berücksichtigung klimabedingter Risiken und die Förderung nachhaltiger Praktiken tragen die Lebensmittelsicherheitsnormen dazu bei, die Lebensmittelindustrie widerstandsfähiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Unternehmen, die diese Anforderungen umsetzen, können nicht nur die Sicherheit ihrer Produkte verbessern, sondern auch einen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten.

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