Mitarbeitermotivation: Es braucht mehr als kostenloses Obst

Mitarbeitermotivation: Es braucht mehr als kostenloses Obst

Beitrag aktualisiert am 29.07.2021

Zur Themenwelt Führungskräfteentwicklung

Ein Obstkorb für die Motivation

Motivierte Mitarbeiter wünscht sich jedes Unternehmen. Doch leider klaffen Wunsch und Realität an dieser Stelle bei deutschen Unternehmen oft weit auseinander. Das zeigt die jährlich erhobene Gallup-Studie 2019.

Demnach fühlen sich nur etwa 15 Prozent der Befragten richtig wohl in ihrem Unternehmen und haben eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen. Fast sechs Millionen Arbeitnehmer in Deutschland (16 Prozent) haben innerlich gekündigt, von denen sind 650.000 wechselbereit und aktiv auf Suche nach einem anderen Job. Das sind ernüchternde Zahlen, die starke negative Auswirkungen auf die betreffenden Firmen haben. Der Studie nach verursachten innere Kündigungen im Jahr 2019 volkswirtschaftliche Kosten von bis zu 122 Miliarden Euro jährlich.

Für Roland Klingbeil sind diese Ergebnisse nicht überraschend. Denn viele Unternehmen, so der Führungskräftetrainer und Coach, beschränkten sich darauf, einen Obstkorb aufzustellen, um Mitarbeiter zu motivieren. Viel zu kurz komme dagegen die Vermittlung von Wertschätzung. Gerade die jedoch sei entscheidend für die Mitarbeitermotivation.

Mitarbeiter zu motivieren ist ein Erfolgsfaktor

Ob Mitarbeiter motiviert sind oder nicht, macht sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar:

  • Motivierte Mitarbeiter machen weniger Fehler und bringen mehr Leistung.
  • Sie hinterlassen einen positiven Eindruck und wirken öfter als Markenbotschafter.
  • Wer mit seiner Arbeit zufrieden und motiviert ist, wechselt seltener und geht selten früh in den Ruhestand.
  • Der Krankenstand fällt geringer aus.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Motivierte Mitarbeiter senken den Krankenstand, steigern die Produktivität und wirken sich positiv auf das Image von Unternehmen aus. Damit sind sie auch im digitalen Zeitalter das wertvollste Kapital von Unternehmen.

Intrinsische Motivation schlägt extrinsische Motivation

Man unterscheidet zwei Varianten von Motivation:

  • Die extrinsische Motivation basiert auf äußeren Reizen, zum Beispiel auf dem Wunsch nach einer Belohnung oder der Angst vor einer Bestrafung.
  • Bei der intrinsischen Motivation werden Tätigkeiten um ihrer selbst willen durchgeführt, weil sie interessant sind, Sinn stiften und/oder Spaß machen.

Für die Mitarbeitermotivation bedeutet dies überspitzt formuliert: Wer einen Job aus extrinsischer Motivation heraus verrichtet, für den stehen Faktoren wie Geld oder eine höhere Position im Vordergrund. Intrinsisch motivierte Mitarbeiter arbeiten, weil sie Spaß daran haben, weil die Arbeit für sie eine interessante Herausforderung darstellt und/oder weil sie ihre Aufgaben als sinnstiftend ansehen. Häufig treten intrinsische und extrinsische Motivation kombiniert auf.

Für Roland Klingbeil steht fest: „Intrinsische Motivation wirkt nachhaltiger. Das war schon früher so.“ Allerdings werde dem Thema heute mehr Beachtung geschenkt.

Vielleicht rührt dies auch daher, dass sich die Erwartungshaltung vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Zeitalter des Fachkräftemangels verändert hat. Während in vergangenen Zeiten manchmal die Ansicht herrschte „Zwischen 9.00 und 17.00 Uhr geht man in die Arbeit und danach beginnt das eigentliche Leben“, möchten sich gerade junge Beschäftigte damit nicht mehr zufriedengeben. Sie erwarten einen Job, der mehr ist als nur Broterwerb. Da stellt sich die Frage, wie Unternehmen diese Erwartung erfüllen.

So können Unternehmen Mitarbeiter motivieren

Um die Mitarbeitermotivation zu steigern, so Klingbeil, sei es zunächst einmal wichtig, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Dazu gehöre es, Führungskräfte zu schulen. Schließlich entscheide deren Umgang mit den Beschäftigten mit darüber, wie motiviert diese sind.

Außerdem sollten Unternehmen folgende Punkte beachten:

  • Regelmäßig evaluieren: Manchmal bekommen Führungskräfte erst mit, was ihre Beschäftigten in der Arbeit vermissen, wenn es schon zu spät ist. Diesem Szenario beugen sie vor, indem sie regelmäßig Evaluationen durchführen, in denen Mitarbeiter Feedback geben können. Roland Klingbeil gibt Führungskräften außerdem den Tipp, sich zu fragen, was sie sich für ihre Motivation wünschen. Oft unterscheidet sich das nicht oder kaum von den Erwartungshaltungen der Beschäftigten.
  • Wertschätzung zeigen: Positives Feedback kommt viel zu kurz in Unternehmen. Das belegen Umfragen immer wieder. Dabei ist das Gefühl, wertgeschätzt zu sein, zentral für die Mitarbeitermotivation. Ein Mitarbeitergespräch pro Jahr reicht dafür nicht aus. In dem sie regelmäßig konstruktives Feedback geben, tragen Führungskräfte dagegen entscheidend zur Mitarbeitermotivation bei.
  • Mitarbeiter einbinden: Autoritäre Führungsstile haben schnell demotivierte Mitarbeiter zur Folge. Wer dies verhindern will, sollte das Prinzip „Führen auf Augenhöhe“ befolgen. Das bedeutet: Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einbinden, Verantwortung übertragen und Transparenz pflegen.
  • Gemeinschaftserlebnisse schaffen: Gemeinschaftserlebnisse schweißen zusammen und binden an ein Unternehmen. Dazu ist es nicht notwendig, einen Survivaltrip im tropischen Regenwald zu organisieren. Kleinere Ausflüge mit dem Team, Feiern und Workshops haben oft einen großen Effekt.

Und wie steht es um das vieldiskutierte Gesundheitsmanagement? Auch das könne sich laut Klingbeil positiv auf die Mitarbeitermotivation auswirken. Allerdings gelte dies nur dann, wenn die Mitarbeiter das Gefühl hätten, der Arbeitgeber interessiere sich wirklich für die Gesundheit der Beschäftigten. So oder so ist ein Obstkorb allein zu wenig.