Betriebswirtschaftliche Kennzahlen: Übersicht

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen: Übersicht

Beitrag vom 27.12.2023

Zur Themenwelt Unternehmensführung

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen und ihre Rolle für die Unternehmenssteuerung

Kein Kapitän käme auf die Idee, einen Frachter ohne Seekarte, Satellitennavigation und Radar zu steuern. Die Geschichte hat gezeigt, was ein einzelner Eisberg anrichten kann. Ebenso wichtig ist die Nutzung von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen als Navigationswerkzeug für die Steuerung von Unternehmen. Denn kein:e Unternehmer:in kann es sich heute noch leisten, einen wirtschaftlichen Betrieb nach dem Zufallsprinzip zu navigieren.

Wir haben mit Başar Seven über die Bedeutung von BWL-Kennzahlen für die Unternehmenssteuerung gesprochen. Als Dozent in der Erwachsenenbildung für Finanzen, Bilanzanalyse und Jahresabschluss sowie als Spezialist für künstliche Intelligenz (KI) weiß er, wie Führungskräfte Kennzahlen richtig auswählen und bewerten.

Bedeutung von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen

Die Kennzahlen der Betriebswirtschaft bieten Unternehmer:innen Orientierung und Fakten in Hinblick auf die Unternehmensentwicklung. Diesen Informationsgewinn können sie in vielerlei Hinsicht nutzen:

  • frühzeitiges Erkennen von negativen Veränderungen und rechtzeitiges Gegensteuern
  •  Identifizieren der Stärken und Schwächen des Unternehmens
  •  Erkennen von Trends (z. B. Wachstum in bestimmten Sparten)
  • Vergleich mit anderen Unternehmen (Benchmarks) oder Branchenwerten

„Führen mit Kennzahlen bedeutet auch, über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinauszublicken und die eigenen Werte mit anderen Betrieben oder dem Branchendurchschnitt zu vergleichen. Erwirtschaftet ein Unternehmen 8 Prozent Umsatzrendite, ist das bereits ein gutes Ergebnis. Liegt der Marktdurchschnitt aber bei 16 Prozent, sollten Unternehmer:innen dringend auf Ursachenforschung gehen“, erklärt Seven.

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Die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Überblick

Es gibt sehr viele Kennzahlen, die Unternehmen zur Steuerung verwenden können. Doch welche davon sind wirklich wichtig? Diese Entscheidung fällt vielen Unternehmer:innen schwer, weshalb sie entweder zu viele, zu wenige oder im schlimmsten Fall überhaupt keine BWL-Kennzahlen für die Führung ihres Unternehmens verwenden.

Um die Geschicke eines Unternehmens zu lenken, sind zum Beispiel die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen aus den Bereichen Rendite und Finanzierungsstruktur wichtig. Anhand von Renditekennzahlen erfahren Unternehmer:innen, welchen Output sie konkret für das ins Unternehmen gesteckte Kapital erhalten. Die Finanzierungsstruktur hingegen trifft wichtige Aussagen dazu, wie solide ein Unternehmen finanziell dasteht.

„Einen festen Standard, wie hoch die Eigenkapitalquote sein sollte, gibt es nicht“, betont Seven. „Aus meiner Sicht sind Unternehmer:innen mit einer Eigenkapitalausstattung unter 20 Prozent Zocker, während man bei einer Eigenkapitalquote von über 80 Prozent mehr von Immobilienbesitzer:innen als von Unternehmer:innen sprechen könnte.“

Die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen in der Übersicht:

Eigenkapitalrendite (Return on Equity)

Bedeutung:
Verhältnis des eingesetzen Kapitals zum Gewinn. (vergleichbar mit dem Zinssatz bei einer Geldanlage

Interpretation:
Eine hohe Eigenkapitalrentabilität bedeutet eine hohe Profitabilität oder kann auf eine geringe Eigenkapitalquote hinweisen. Diese BWL-Kennzahl ist wichtig für den Branchenvergleich, sollte aber immer im Kontext der Eigenkapitalquote beleuchtet werden.

Cashflow

Bedeutung:
Geldfluss innerhalb einer Periode; Differenz zwischen Einnahmen und Ausgabe

Interpretation:
Je höher der Cashflow ist, desto besser sind die Liquidität, Profitabilität und Ertragskraft des Unternehmens zu bewerten.

Anlagendeckungsgrad (goldene Bilanzregel)

Bedeutung:
Grad der Abdeckung des Anlagevermögens durch Eigenkapital

Interpretation:
Je höher dieser Wert ist, desto stabiler ist das Unternehmen finanziert.

Umsatzrendite (Return on Sales)

Bedeutung:
Verhältnis des Gewinns zu den Umsatzerlösen.

Interpretation:
Je höher die Umsatzrendite ist, desto mehr Kapital bleibt von jedem erwirtschafteten Euro übrig. Ein hoher Wert deutet somit auf eine hohe Produktivität und Wirtschaftlichkeit hin.

Eigen- und Fremdkapital

Bedeutung:
Anteil des Eigenkapitals bzw. Fremdkapitals am Gesamtkapital

Interpretation:
Je höher der Eigenkapitalanteil ist, desto sicherer ist die Finanzierung und desto weniger Wagnisse geht das Unternehmen ein.

 

Wieviele Kennzahlen sind sinnvoll?

Es macht wenig Sinn, alle betriebswirtschaftlichen Kennzahlen eines Unternehmens auf einmal verfolgen zu wollen. Zielführender ist ein individuelles Business-Cockpit aus mindestens zehn Kennzahlen, die die wichtigsten Bereiche des Unternehmens abdecken. Für diese sollten sinnvolle Toleranzgrenzen definiert und die Kennzahlen dann im Rahmen eines Ampelsystems verfolgt werden. Bewegen sich ein oder mehrere Werte auf den gelben Bereich zu, kann es Sinn machen, weiter ins Detail zu gehen und zusätzliche Kennzahlen genauer zu prüfen, um die Ursachen zu identifizieren.

Welche Kennzahlen sind für welche Rolle interessant?

Die Geschäftsführung und das Top-Management konzentrieren sich im Regelfall auf universelle BWL-Kennzahlen aus den Bereichen Rendite und Finanzierungsstruktur. Anders sieht es hingegen in der operativen Führung auf den unteren oder mittleren Management-Ebenen aus. Hier ruht der Fokus häufig mehr auf den Verhältniszahlen der Umsätze oder auf Kennzahlen wie der Kapital- und Forderungsumschlagshäufigkeit oder der Lagerumschlagshäufigkeit.

Entscheidend ist: Die beobachteten Kennzahlen sollten an die jeweilige Funktion angepasst sein. Für eine:n Produktionsleiter:in sind zumindest teilweise andere betriebswirtschaftliche Kennzahlen relevant als für eine:n Vertriebsleiter:in. Ein individuell zusammengestelltes Business-Cockpit ist entscheidend für das erfolgreiche Führen nach Kennzahlen.

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BWL-Kennzahlen & ChatGPT: Chancen und Hürde

ChatGPT bietet in vielen Unternehmensbereichen fantastische Möglichkeiten – so auch im Bereich der Kennzahlen der BWL. Richtig angewendet könnte die künstliche Intelligenz wichtige Funktionen von Business-Intelligence-Software ersetzen bis hin zur Erstellung vollständiger Quartalsberichte aus Bilanzen. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten, um sich die Arbeit mit BWL-Kennzahlen zu erleichtern.

„Noch ist ChatGPT allerdings nicht so weit, dass die KI eine konsistente Qualität der Ergebnisse sicherstellen kann. Da es keine Möglichkeit gibt, Fehler in der Logik oder im Code zu untersuchen und zu beheben, kann ChatGPT aktuell noch nicht als institutionelles Werkzeug genutzt werden“, erläutert Seven. „Doch schon heute lässt sich das Tool verwenden, um sich die Arbeit mit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu erleichtern. Es ist jedoch noch erforderlich, die Ergebnisse zu kontrollieren.“

Führen ohne Kennzahlen und BWL ist keine Option

Başar Seven ist sich sicher: „Jede Führungskraft vom mittleren bis zum Top-Management muss sich in Betriebswirtschaft auskennen und mit BWL-Kennzahlen umgehen können.“ Alles andere käme einem Frachter gleich, der von einem Kapitän mit verbundenen Augen gesteuert würde. Im Ergebnis kann das gut gehen – wird es aber in der Praxis nicht auf Dauer.

Unternehmer:innen sollten sich deshalb unbedingt mit den Kennzahlen der Betriebswirtschaft auseinandersetzen, ihr individuelles Kennzahlen-Set erarbeiten und dieses im Rahmen ihres eigenen Business-Cockpits fortlaufend im Auge behalten. So können sie auf negative Veränderungen und Trends am Markt schnell reagieren.

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Ihre Ansprechpartnerin: Natalie PätzelTÜV NORD Akademie GmbH & Co. KG
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