Das Transformationskonzept des BAFA

Das Transformationskonzept des BAFA

Beitrag vom 02.11.2022

Zur Themenwelt Energieeffizienz

Transformationskonzept BAFA: was die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft bringt

Mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) hat sich die deutsche Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2030 soll der Treibhausgasausstoß um 65 Prozent gemindert werden (verglichen mit den Werten von 1990). Bis 2045 soll die Treibhausgasneutralität erreicht werden. 

Auch die deutsche Wirtschaft kann sich dem Thema Klimaschutz nicht verschließen. Sowohl Verbraucherinnen und Verbraucher als auch Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner erwarten, dass sich Unternehmen an der Erreichung der Klimaziele beteiligen. Und auch die Bundesregierung erhöht den Druck. Mithilfe des Klimaschutzsofortprogramms 2022 versucht sie, Unternehmen dazu zu animieren, Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die rund 6,5 Milliarden Euro Sofortvolumen 2022 fließen unter anderem in die „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“ (EEW) des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). 

Wir haben mit Miriam Bunke, Bauingenieurin und Senior-Projektleiterin bei der uniconsult GmbH, darüber gesprochen, wie Unternehmen die Bundesförderung der BAFA nutzen können und welches Potenzial dahintersteckt

Die Ziele der EEW-Förderung

Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft wurde geschaffen, um die Erreichung der langfristigen Klimaziele zu beschleunigen. Die Klimaneutralität kann die Bundesregierung einerseits über gezielte Belastungen, etwa durch die CO2-Bepreisung oder Steuernachteile, erreichen oder durch eine differenzierte Förderung der gewünschten Effizienzsteigerungen. 

Miriam Bunke erklärt: „Die Bundesregierung setzt durch die Förderung gezielt Anreize, um Unternehmen zur Einführung effizienter Prozesse und Technologie sowie zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien zu animieren. Die fünf zur Verfügung stehenden Module setzen an unterschiedlichen Punkten an. So zielen etwa die Transformationskonzepte aus dem BAFA-Modul 5 der Förderung auf eine CO2-Senkung ab.“ 

Definition: Was versteht man unter Treibhausgasneutralität? 

Unter Treibhausgasneutralität versteht man das Gleichgewicht zwischen der Emission von Kohlenstoff (Treibhausgase – THG oder greenhouse gases – GHG) und dessen Aufnahme aus der Atmosphäre in sogenannten Senken (z. B. Wälder, Moore). 

Gemeint ist damit allerdings nicht nur Kohlendioxid (CO2), sondern auch andere Gase wie Methan (CH4) oder Lachgas (N2O) und die sogenannten F-Gase (HFKW, FKW, SF6, NF3), die zwecks besserer Vergleichbarkeit in CO2-Einheiten umgerechnet werden. 

Wer ist zur Antragstellung berechtigt und welche Voraussetzungen gelten?

Einen Antrag auf EEW-Förderung können vor allem in- und ausländische gewerbliche Unternehmen stellen, die einen Standort in Deutschland unterhalten. Weitere Zielgruppen für die Förderung sind: Kontraktoren, kommunale Unternehmen (nicht Kommunen), Freiberufler, Landwirte und gemeinnützige Antragsteller. 

Privatpersonen können die BAFA-Förderung nicht beantragen. Sie werden jedoch unter anderem im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gefördert, wenn sie Wohn- oder Nichtwohngebäude mit energieeffizienten Technologien optimieren. 

Die Fördervoraussetzungen EEW bilden nur wenige Einschränkungen: 

  • Durchführung auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland 
  • zweckentsprechender Betrieb für mindestens drei Jahre (Verkauf des Fördergegenstands ist nur bei nachgewiesenem Weiterbetrieb möglich) 
  • Nachweis über eine ausreichende finanzielle Leistungsfähigkeit, um den Eigenanteil der nötigen Investitionen stemmen zu können 

Zudem müssen Kontraktoren besondere Voraussetzungen in Bezug auf die Verträge mit dem Contracting-Nehmer und deren Laufzeiten erfüllen.

Die Module 1 bis 5 im Überblick: Was wird gefördert?

Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft beruht auf fünf Modulen, die sich jeweils unterschiedlichen Technologiebereichen widmen: 

Modul 1 – Querschnittstechnologien (Einzelmaßnahmen)

Das BAFA fördert den Ersatz oder die Neuanschaffung hocheffizienter Aggregate, die industriell oder gewerblich zur Steigerung der Energieeffizienz genutzt werden können. Dazu gehören etwa elektrische Motoren und Antrieben, Pumpen und Ventilatoren, Drucklufterzeuger nebst Steuerung sowie Wärmeübertrager für die Nutzung von Abwärme oder Wärmerückführung.

Modul 2 – Prozesswärme aus erneuerbaren Energien

Ziel dieses Moduls ist, die Prozesswärmebereitstellung zu fördern. Diese kann etwa aus Solarkollektoranlagen, Biomasseanlagen, Wärmepumpen oder KWK-Anlagen stammen.

Modul 3 – Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Sensorik und Energiemanagementsoftware

Gegenstand der Förderung dieses Moduls ist der Kauf und die Einrichtung einer Energiemanagementsoftware nebst Schulungskosten sowie von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und Sensorik, mit der Energie- und Materialströme effizienter geregelt werden können, sowie deren Einbindung in ein Energie- oder Umweltmanagementsystem.

Modul 4 – Energie- und ressourcenbezogene Optimierung von Anlagen und Prozessen

Im Modul 4 liegt der Fokus auf der energetischen und ressourcenorientierten Optimierung von Prozessen oder technischen Anlagen, um die Energie- oder Ressourceneffizienz zu steigern oder die Nutzung fossiler Energien oder CO2-intensiver Ressourcen zu verringern. Förderfähig sind etwa Prozess- und Verfahrensumstellungen, Maßnahmen zur Nutzung von Prozessabwärme, Änderungen an Anlagen zur Wärmeversorgung, Kühlung und Belüftung, Maßnahmen zur Verringerung von Energie- und Ressourcenverlusten im Produktionsprozess oder zur energieeffizienten Nutzung von Prozesswärme oder -kälte. Antragstellerinnen und Antragsteller müssen ein Energieeinsparkonzept einreichen.

Modul 5 – Transformationskonzepte

Dieses Modul der BAFA-Förderung unterstützt Unternehmen finanziell, die ein sogenanntes Transformationskonzept erstellen wollen. Sie planen dabei ihren eigenen Weg hin zur Treibhausgasneutralität und setzen ihn um. Förderfähig sind etwa die Kosten für die Erstellung einer CO2-Bilanz, Beratungskosten sowie die Kosten für notwendige Messungen, Datenerhebungen und -beschaffungen.

Welche Rolle spielt das Einsparkonzept in der EEW-Förderung?

Das Einsparkonzept ist eines der wichtigsten Antragsdokumente für alle Antragstellerinnen und Antragsteller, die die Förderung nach Modul 4 beantragen wollen. Dieses legt detailliert dar, welche Maßnahmen das Unternehmen ergreifen möchte und wie sich die geplanten Investitionen auswirken werden. 

Bunke erklärt: „Das Einsparkonzept bezieht sich auf die Konzeptphase. Die Antragstellerin oder der Antragsteller beschreibt, welche Verbesserungen angestrebt werden, beispielsweise wie sie oder er die anfallende Abwärme nutzen möchte, um eine Effizienzsteigerung zu erreichen. Das Konzept ist Voraussetzung, um die Förderung nach Modul 4 für die Umsetzung der im Einsparkonzept geplanten Maßnahmen zu erhalten.“ 

Das Einsparkonzept besteht aus einer fachlichen, qualitativen und quantitativen Projektbeschreibung, aus der die geplanten Maßnahmen und Investitionen, die erwartete Einsparung von Energie, Ressourcen und CO2 hervorgehen. Zu beschreiben sind außerdem das zu modifizierende System, der Systemnutzen sowie zahlreiche Berechnungen.

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Unsere Seminar-Empfehlungen für Sie

Klimaneutralität in Unternehmen

Warum sollte sich ein Unternehmen zukünftig verstärkt mit der Reduktion des CO2-Fußabdrucks auseinandersetzen? Die Antwort liegt u.a. im zunehmenden Bewusstsein der Gesellschaft für Klimaschutz und das davon abhängige Unternehmensimage. Neben diesem Faktor trägt die eingeführte CO2-Steuer einen wesentlichen Beitrag zum Umdenken bei. Hierdurch können exorbitante Kosten bei Ihnen im Unternehmen entstehen. Deshalb lohnt es sich, jetzt den Schritt zum CO2-neutralen Unternehmen zu wagen.

Nutzen Sie also mit diesem Seminar die Chance im stetig klimaneutral werdenden Wettbewerb erfolgreich zu bestehen.

Transformationskonzepte zur Dekarbonisierung

In unserem Webinar zu Transformationskonzepten zur Dekarbonisierung erhalten Sie einen Überblick über die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen und Strategien sowie über die relevanten Anforderungen an die Erstellung von Transformationskonzepten.

Das wird zum einen notwendig, weil die Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Kosten der CO2-Emissionen kontinuierlich steigen. Zum anderen, weil durch die derzeit immens steigenden Kosten für fossile und konventionelle Energien, die Unsicherheiten bei der Lieferfähigkeit und viele weitere Aspekte ein deutlicher Handlungsdruck für Unternehmen besteht.

Weiterbildung Produkt-CO2-Bilanzierung

In unserer Produkt-CO2-Bilanzierungs-Weiterbildung erhalten Sie einen Überblick über die Standards, Methoden und Tools zur Erstellung einer Produkt-CO2-Bilanz.

Unsere erfahrenen Referentinnen und Referenten zeigen Ihnen, wie Sie mithilfe von Softwarelösungen, Datenbanken sowie einer Modellierung Ihres Produktsystems eine solche Bilanz erstellen und wie diese Ihrem Unternehmen und dem Produktdesign einen Mehrwert liefert. Dazu gehören Methoden wie Sensitivitätsanalysen ebenso wie Unsicherheitsbetrachtungen. So gelingt es Ihnen, Einsparpotenziale zu identifizieren und künftig zielgerichtet Emissionen zu vermeiden bzw. Anlagen und Prozesse energie- und ressourcenschonend zu optimieren.

Warum Unternehmen eine Energieberatung benötigen

Für das in Modul 4 geforderte Einsparkonzept müssen Unternehmen eine Energieberaterin oder einen Energieberater beauftragen. Alternativ können sie es intern erstellen lassen, sofern das Unternehmen ein nach DIN EN ISO 50001 oder EMAS zertifiziertes Energie-/Umweltmanagementsystem eingeführt hat. 

Bunke führt aus: „Um qualitativ hochwertige Einsparkonzepte erstellen zu können, ist fachliche Kompetenz im Energiebereich erforderlich. Soll etwa eine Lüftungsanlage optimiert werden, könnte diese von einer Lüftungstechnikerin oder einem Lüftungstechniker durchaus ausgelegt werden. Doch längst nicht jede Fachperson ist in der Lage, ein belastbares Einsparkonzept in Hinblick auf die Energieeffizienz zu erstellen. Deshalb benötigen Unternehmen für die Antragstellung eine qualifizierte Energieberatung.“ 

Tipp: Um Unternehmen die Suche nach einer Expertin oder einem Experten zu erleichtern, wurde das Internetportal www.energie-effizienz-experten.de geschaffen. Die Suche nach Energieberaterinnen und Energieberatern für Nichtwohngebäude lässt sich zusätzlich filtern. Wird der Haken bei der Option „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“ gesetzt, zeigt die Suche lediglich ausgewiesene Expertinnen und Experten für das BAFA-Einsparkonzept an. 

Ausblick in die Zukunft: Energieeffizienz im Fokus deutscher Unternehmen

Zahlreiche Branchen der deutschen Wirtschaft sind stark von Gas abhängig. Die anhaltend problematischen Beziehungen zum Hauptlieferanten Russland könnten die Bestrebungen der deutschen Unternehmen, energieeffizienter zu werden, in der nahen Zukunft zusätzlich befeuern. Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft kann sie dabei nachhaltig unterstützen. 

Ihre Ansprechpartnerin

Friederike WestenbergerTÜV NORD Akademie GmbH & Co. KG
Produktmanagerin Energie
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