ISO 50003 stellt die Wirksamkeit von Zertifizierungen sicher
„Die ISO 50003 wird die Energiemanagementsystem-Welt verändern – soviel steht heute bereits fest“, meint Matthias Lisson, Geschäftsführer des Energiedienstleisters Tenag GmbH, in einem Blogbeitrag. Dabei krempelt die neue Verordnung, die am 14. Oktober 2017 in Kraft trat, die bisherigen Regelungen nicht komplett um, sondern bringt „mehr Fleisch an die Knochen, wo das möglicherweise gefehlt haben könnte“, so der Tenag-Chef.
ISO 50003 stellt die Wirksamkeit von Zertifizierungen sicher, die Unternehmen im Rahmen der ISO 50001 für ihr Energiemanagementsystem erworben haben. In Deutschland ist die Einführung für solche Firmen vorgeschrieben, die gesetzliche Sonderregelungen im EEG, KWKG und nach dem Stromsteuergesetz und dem Energiesteuersteuergesetz nutzen. Einige Unternehmen – so der manchmal geäußerte Vorwurf von Experten – haben in der Vergangenheit ein Energiemanagementsystem nur halbherzig und vor allem mit dem Ziel eingeführt, diese Vergünstigungen zu erhalten.
Kontinuierliche Verbesserung
Die neue Norm macht damit Schluss. Sie verlangt eine kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz – aber nicht nur das: Um dem Genüge zu tun, muss das Energiemanagementsystem weiterentwickelt werden. Die Energiedatenerfassung, die Bewertung aller Prozesse sowie die Aus- und Weiterbildung der damit befassten Mitarbeiter muss fortlaufend optimiert werden.
Die Firmen müssen sich Ziele für die Verringerung des Energieverbrauchs setzen und an der Erreichung dieser Ziele arbeiten. Dabei müssen alle Prozesse und Anlagen umfassend analysiert und alle Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Zum Beispiel bei einer Großbank: Der Hauptenergiebedarf entsteht in den Gebäuden. Eine Maßname kann beispielsweise sein, die komplette Beleuchtungstechnik auf LED umzustellen.
So weit, so gut. Wenn aber gleichzeitig die Rechenzentrumskapazitäten – etwa aufgrund von Kundenwachstum – ausgebaut werden müssen, wird dieser Effekt schnell verdeckt. „Wenn die LED-Maßnahme allerdings gut dokumentiert ist, dann sind die Anforderungen, nämlich der Nachweis der Verbesserung der energiebezogenen Leistungen, im Sinne der ISO 50003 erfüllt“, erläutert der Energieberater und Auditor Dipl.-Ing. Kurt Jankowski-Tepe. Eine Alternative zum Umstieg auf LED wären auch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz beim Klimasystem der Bankimmobilien.
Start für ein Energiecontrolling
Eigentlich wendet sich die ISO 50003 an Stellen, die Energiemanagementsysteme auditieren und zertifizieren. Die neue Norm enthält aber Anforderungen, die wesentliche Auswirkungen auf die zu prüfenden Unternehmen haben. Die Verantwortlichen tun deshalb gut daran, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen. Denn der Nachweis über die fortlaufenden Verbesserungen ihrer energiebezogenen Leistungen stellt eine Verschärfung der bisherigen Vorgaben der ISO 50001 dar.
Nach der ISO 50003 müssen unternehmensspezifische Kennzahlen, die bisher zur Beschreibung der energiebezogenen Leistungen herangezogen wurden, künftig wesentlich präziser ermittelt werden. Insbesondere sind zusätzliche Parameter zu erfassen, die Auswirkungen auf die spezifischen Energieverbräuche haben können. Anders als früher sind „dafür unbedingt entsprechend qualifizierte Mitarbeiter notwendig“, meint Jankowski-Tepe. Denn um die kontinuierliche Effizienzverbesserung nachweisen zu können, ist ein umfassendes Energiecontrolling notwendig.
Praxisorientierte Messmethode
Dafür gibt es verschiedene Ansätze. Einer davon ist die Multivariate Regressionsanalyse, die auf statistischen Methoden basiert und für den Einsatz im Energiemanagement optimiert wurde. Jankowski-Tepe hat die Methode entwickelt und stellt sie im Seminar Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch nach ISO 50006 und ISO 50015 - Identifizierung, Berechnung und Prognose vor. Der Ansatz wird bereits in Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen eingesetzt: von Elektrostahlwerken über die Dachziegelproduktion und die Sandgewinnung bis zu Krankenhäusern und Verwaltungsgebäuden.
Der Vorteil der Methode: Es werden keine statischen Energiekennzahlen erzeugt, wie zum Beispiel Energieverbrauch pro Tonne, Quadratmeter oder Kubikmeter. Um ein dynamisches Modell zu erhalten, werden unter anderem Witterungsverhältnisse, Charakteristika des Rohstoffs, Wartungsintervalle und das Bedienverhalten berücksichtigt. Daraus ergeben sich Messzahlen, die die Situation genau abbilden und auch Prognosen für die zukünftige Entwicklung erlauben.
Die Spreu trennt sich vom Weizen
Die ISO 50003 ist in weitere ISO-Normen eingebettet, die verschiedene Punkte rund um das Thema Energieeffizienz präzisieren und den Verantwortlichen die Umsetzung erleichtern. Dazu gehört die ISO 50006, die einen Leitfaden für die Erstellung und die Nutzung von sinnvollen Energieleistungskennzahlen (EnPI) enthält. Darüber hinaus gibt sie den Nutzen und die Grenzen dieser Kennzahlen an. Dieses Vorgehen soll dem Aufbau eines effektiven Messsystems dienen.
ISO 50004 beschreibt den kontinuierlichen Verbesserungsprozess bei der Energieeffizienz. ISO 50015 baut auf der ISO 50006 auf. Sie legt allgemeine Prinzipien und Richtlinien zur Messung und Verifizierung der energiebezogenen Leistung fest und zeichnet den Weg zu einem ganzheitlichen Messkonzept vor.
Durch die neue Norm wird die Materie nach Ansicht von Jankowski-Tepe nicht komplizierter. Doch anders als früher ist ein echtes Interesse der Unternehmen an dem Thema Energieeffizienz notwendig. Dazu müssen die Mitarbeiter mit entsprechenden Schulungen und Weiterbildungen qualifiziert werden. Es kann nicht mehr die Absicht im Vordergrund stehen, den Spitzenausgleich zu nutzen. „Die Spreu wird sich vom Weizen trennen“, meint der Auditor.
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