Ablauf einer MDK-Prüfung nach dem neuen Pflegestandard

Ablauf einer MDK-Prüfung nach dem neuen Pflegestandard

Beitrag vom 19.08.2019

Zur Themenwelt Qualitätsmanagement

Was ist eine MDK-Prüfung?

Ab Oktober 2019 tritt das neue Prüfungssystem für Pflegeeinrichtungen in Kraft. Es soll für mehr Transparenz sorgen und stärker als bisher die tatsächliche Qualität der Pflege in den Mittelpunkt rücken.

Dabei wird der sogenannte „Pflegestandard“ in Zukunft erstmals aus zwei Teilen bestehen. Den ersten, die interne Qualitätsprüfung mit Qualitätsindikatoren, übernimmt die Pflegeeinrichtung selbst. Der zweite wird vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) durchgeführt. Diese MDK-Prüfung gab es auch früher schon, doch an seinem Ablauf und seinen Schwerpunkten hat sich einiges geändert. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, sollten sich Einrichtungen frühzeitig mit diesen Änderungen beschäftigen.

Nur in Ausnahmefällen unangemeldet

Eine Änderung macht sich schon vor der eigentlichen Prüfung bemerkbar: In Zukunft muss das MDK eine Prüfung am Tag vorher ankündigen. Das gibt Pflegeeinrichtungen mehr Zeit, sich vorzubereiten. Allerdings kann die Ankündigung auch am Feiertag oder am Sonntagnachmittag erfolgen. Deshalb ist es ratsam, eingehende Nachrichten auch an solchen Tagen sorgfältig zu kontrollieren, bevor das eine entscheidende Fax übersehen wird.

Eine Ausnahme von der Regel gibt es ebenfalls: Bei einer Anlassprüfung aufgrund einer Beschwerde stehen die Prüfer unangemeldet vor der Tür.

Der Ablauf der MDK-Prüfung

Die MDK-Prüfung im Pflegeheim besteht aus drei zentralen Bausteinen:

  1. Stichprobe von neun Bewohnern: Anhand von neun ausgewählten Bewohnern begutachten die Prüferinnen und Prüfer die Qualitätssituation vor Ort. Das schließt verschiedene Bereiche ein, zum Beispiel die Unterstützung bei Selbstversorgung und Mobilität, die Unterstützung bei sozialen Kontakten und die Medikamentengabe.
  2. Überprüfung der Qualitätsindikatoren: Anschließend überprüft der MDK die Qualitätsindikatoren, die die Einrichtung selbst ermittelt hat, anhand von sechs der neun Bewohnern auf ihre Plausibilität.
  3. Fachgespräch: Schließlich führen die Prüfer ein Fachgespräch mit den Pflegekräften. Dabei steht die Versorgung der neun Bewohner im Mittelpunkt.

Wichtig ist: Die für die Stichproben ausgewählten Bewohner müssen der Begutachtung zustimmen, und zwar am Tag der Prüfung selbst. Im Vorhinein können Pflegeheime die Zustimmung nicht erfragen.

Die Versorgungsqualität rückt in den Vordergrund

Insgesamt hat sich der Fokus des neuen Pflegestandards verschoben. Er liegt jetzt deutlicher als bisher auf der Versorgungsqualität. Das stellt nicht zuletzt eine Reaktion auf eine häufig vorgebrachte Kritik am „alten“ Pflegestandard dar. Diesem wurde nicht zu Unrecht vorgeworfen, er lege viel zu viel Wert auf die Pflegedokumentation und sei deshalb wenig aussagekräftig für Angehörige.

Mit der neuen MDK-Prüfung soll sich dies ändern. Jetzt steht klar im Vordergrund, ob Bewohner die Unterstützung erfahren, die sie individuell benötigen. Die Pflegedokumentation spielt dagegen eine untergeordnete Rolle und reine Dokumentationsdefizite werden gar nicht mehr berücksichtigt.

Die Bewertung der Pflegequalität erfolgt in vier Abstufungen:

  1. Keinerlei Auffälligkeiten oder Defizite
  2. Auffälligkeiten, die keine Risiken erwarten lassen (wenn zum Beispiel eine Person selbstständiger ist, als dies die Dokumentation der Pflegeeinrichtung angibt)
  3. Defizit mit dem Risiko, dass negative Folgen auftreten (eine Person nimmt nicht genug Nahrung zu sich und die Einrichtung reagiert nicht)
  4. Defizit, das bereits negative Folgen verursachte (eine Person ist unterernährt, weil die Pflegeeinrichtung nicht richtig (re-)agiert hat

Eine Verbesserung auch für Pflegende

Im Idealfall wirkt sich die neue Version der MDK-Prüfung nicht nur positiv auf die Qualität der Versorgung von Bewohnern und die Transparenz der Bewertung von Pflegeeinrichtungen aus. Auch Pflegefachkräfte können davon profitieren. Denn das neue und ausführliche Fachgespräch zur Klärung von Abweichungen wertet ihre Rolle auf und gibt ihnen die Möglichkeit, ihren Argumentationen gegenüber dem Medizinischen Dienst Gehör zu verschaffen. Damit das klappt, ist eine gute Vorbereitung entscheidend. Das beginnt damit, sich mit dem neuen Prüfungssystem vertraut zu machen und reicht bis hin zum Training kommunikativer Fähigkeiten für erfolgreiche Fachgespräche.