Was bedeutet Digitalisierung?

Was bedeutet Digitalisierung?

Beitrag vom 09.08.2019

Zur Themenwelt Digitalisierung

Die digitale Transformation

„Digitalisierung“ ist in aller Munde. Dabei herrscht Einigkeit: Die digitale Revolution ist in vollem Gange und sie macht vor nichts und niemandem Halt.

Schwieriger wird es bei der Frage, was dies bedeutet. Was steckt hinter Trendworten wie Digitalisierung, digitaler Wandel oder digitale Revolution und welche Herausforderungen und Chancen gehen damit gerade für kleinere und mittlere Unternehmen einher?

Digitalisierung – ein Begriff, viele Prozesse

Digitalisierung im Kleinen kann die Modernisierung einer Maschine oder eines Fahrzeugs sein oder auch der Austausch analoger durch digitale Bildübertragung. Meistens ist, wenn dieses Wort fällt, jedoch die Rede von einem größeren Prozess, nämlich einer Digitalisierung der Gesellschaft bzw. der Arbeitswelt. Auch in diesem Zusammenhang kann es verschiedene Bedeutungen haben.

Für Dr. Janka Krings-Klebe, erfolgreiche Unternehmerin, Buchautorin und Gründerin von co-shift, ist die digitale Revolution in Unternehmen durch folgende Faktoren und Prozesse geprägt:

  • Eine zentrale Bedeutung hat der technologische Wandel.
  • Dieser wirkt sich auf Märkte und das Kund:innenverhalten aus. So haben sich Konsumentinnen und Konsumenten beispielsweise daran gewöhnt, dass sie jederzeit über mobile Endgeräte einkaufen oder etwas nachsehen können. Damit steigt die Erwartung, zeitnah Rückmeldung auf Anfragen zu bekommen – ohne stundenlang in der berüchtigten Warteschleife zu hängen.
  • In Folge steigt der Druck auf Unternehmen, Produkte weiterzuentwickeln oder neue Produkte zu entwerfen. Gleichzeitig eröffnen digitale Technologien ganz neue Möglichkeiten für beides.
  • Schließlich verändern sich im Rahmen der digitalen Revolution Kernstrukturen und Abläufe in Unternehmen.

Zwar sind diese Bereiche eng miteinander verknüpft. Doch gibt es starke Unterschiede darin, wo Unternehmen mit der Digitalisierung ansetzen. Während die einen sich laut Klings-Klebe auf die „Technologiethemen stürzen“ und eifrig Produkte weiterentwickeln oder neue Produkte ins Leben rufen, konzentrieren sich andere erst einmal darauf, Geschäftsprozesse zu digitalisieren und eine durchgängige Datenbank für Aufträge zu installieren.

Unabhängig von verschiedenen Herangehensweisen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Stillhalten und Abwarten keine Option ist.

Für die Wettbewerbsfähigkeit ist eine erfolgreiche Transformation entscheidend

Im Rahmen einer Anfang 2019 durchgeführten Bitkom-Studie gaben 65 Prozent der Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitenden an, dass Internet- und IT-Unternehmen in ihren Markt drängen, und das branchenübergreifend. 60 Prozent erleben, dass Unternehmen aus anderen Branchen aufgrund der Digitalisierung plötzlich direkte Mitbewerber sind, und 42 Prozent stellen fest, dass Mitbewerber aus ihrer Branche, die früh auf Digitalisierung gesetzt hatten, ihnen mittlerweile voraus sind.

Diese Zahlen verdeutlichen, wie sich die digitale Revolution durch einen steigenden Wettbewerbsdruck bemerkbar macht. Wie sehr dieser steigt und wie intensiv er spürbar wird, hängt von der Branche und vom einzelnen Unternehmen ab. Macht er sich gar nicht bemerkbar, kann dies sogar hinderlich sein. So beobachtet Krings-Klebe in Bezug auf die digitale Transformation deutscher Unternehmen oft die Haltung „Hey, es geht uns momentan gut, die Auftragsbücher sind voll. Wir haben keinen Grund, jetzt diese Themen anzugehen.“

Verständlich ist diese Haltung, schließlich ist Digitalisierung ein komplexer und anspruchsvoller Prozess. Doch diese Einstellung birgt nicht unerhebliche Gefahren.

Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung

Die digitale Revolution fordert Unternehmen jeder Größenordnung heraus. Kleinere Firmen aber haben mit besonderen Hürden zu kämpfen:

  • Kapazitätsprobleme: In vielen kleineren Unternehmen erledigen Mitarbeitende automatisch mehrere Jobs. Jemanden freizustellen, der sich nur um das Thema Digitalisierung kümmert, ist kaum möglich. Deshalb läuft dieses oft nebenher mit.
  • Finanzierung: Digitalisierungsprozesse sind mit Risiken verbunden. Dies führt dazu, dass Banken zögerlich bei der Vergabe von Krediten sind.
  • Kompetenzaufbau: Einen Mitarbeitenden einstellen, der programmieren kann, reicht nicht für die erfolgreiche Transformation. Stattdessen, so Krings-Klebe, sei ein „Blumenstrauß an Kompetenzen“ gefragt.
  • Gegenwehr bei Mitarbeitern: Oft verbinden Mitarbeiter:innen Digitalisierung automatisch mit Ängsten vor Jobverlust. Daraus resultiert eine abwehrende Haltung, die Digitalisierungsprozesse behindert.

Hinzu kommt, dass die Arbeit in vielen Unternehmen in den letzten Jahren von ständigen Veränderungsprozessen geprägt war. Krings-Klebe kann von einem Kunden berichten, der mehr als 400 Change-Management-Projekte parallel laufen hatte.

Die gute Nachricht: Natürlich birgt die Digitalisierung von Gesellschaft und Arbeitswelt nicht nur Risiken, sondern auch viele Chancen, angefangen bei besseren Produkten über effizientere Arbeitsabläufe und neue Vermarktungskanäle bis hin zu einer erfolgreicheren Kommunikation mit Kundinnen und Kunden.

Das richtige Change Management macht den Unterschied

Um von diesen Chancen zu profitieren und die digitale Revolution zu meistern, ist ein gutes Change Management entscheidend. Laut Krings-Klebe ist es bei diesem Thema sogar „noch wichtiger als bei anderen Veränderungsprojekten vorher, weil es wirklich tiefgreifend die Unternehmen verändert. Es betrifft alles, Firmenkultur, Unternehmenssteuerung, die Art, zusammenzuarbeiten, miteinander umzugehen, zu führen.“

Eine echte Revolution eben, und eine, die früher oder später jedes Unternehmen durchmacht. Wer diese Revolution früh genug in Angriff nimmt, ist klar im Vorteil.